Da leben wir also unser Leben, gedankenversunken oder -frei, behaupten uns im täglichen Allerlei und sind der Auffassung, das schon irgendwie hinzukriegen. Uns ist bewusst, dass die Selbstbestimmtheit ihre Grenzen aufweist, dass die inneren Impulse aus der Vergangenheit rühren. Ganz zu schweigen von den Fremdenergien, die wir von außen zulassen, ja, sie buchstäblich einladen- ebenfalls herrührend aus der Vergangenheit, projiziert in die Zukunft.
Und das nennen wir Leben in der Gegenwart, im „Hier und Jetzt“, wie ich es immer wieder postuliere, nicht müde werde, das in die Welt zu tragen. Aber was bedeutet es, wenn man die Vergangenheit mit sich herumschleppt, all die aufgestauten Einschläge, die man erlebt oder, besser formuliert, überlebt hat.
Man spricht von diesem ominösen Rucksack, den jeder von uns auf seinem Rücken trägt, der sich im Laufe der Zeit immer mehr füllt mit dem Unrat des Gestern. Ja, bleiben wir bei diesem Sinnbild. Alle negativen Ereignisse, in die wir einmal „verwickelt“ waren, vorgeburtlich bis heute, sehe ich bildhaft als Pflastersteine. Da sind Kleine, Mittlere und Große, und die schleppen wir mit uns herum, Tag für Tag und Nacht für Nacht.
Und es gibt Menschen, die kennen jeden einzelnen Stein, haben jeden von ihnen analysiert, von allen Seiten beleuchtet und sind „trotz“-dem nicht bereit, sie loszulassen. Warum das so ist, wie vielschichtig sich dies darstellt, welche Ausprägungen das mit sich bringt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Darauf komme ich später einmal zurück.
Bleiben wir bei den Pflastersteinen im Rucksack, die wir frohen Mutes oder abgeschlagen und mühselig herumtragen, unfähig manchmal, aber eigentlich meist nicht gewillt, auch nur partiell Ballast abzuwerfen. Da gibt es Leute, die aalen sich in ihrem Elend, verkünden tagtäglich ihr Leid und ahnen schon fast angstbesessen, welche Konsequenzen es haben könnte, wenn sie dies abstreifen würden. Dann wäre da nichts mehr, nichts von Bedeutung- und vor diesem Nichts haben sie mehr Angst, als vor allem Anderem.
Sie ahnen, dass das Verlassen ihres geistigen Verlieses nicht zur Freiheit führt und richten sich dort hübsch ein. Da wird geklotzt, aufgetischt vom Feinsten, da werden Feste gefeiert, getanzt und gesoffen. Vor allem tut man sich mit Menschen zusammen, die sich ihren Kerker ebenso herrlich ausgebaut haben. Man teilt dabei das Eigenleid unbewusst mit deren Eigenleid, labt sich an deren Schicksal. Der Rucksack trägt wohl schwer, durch all die Ablenkung und Benebelung fühlt er sich aber manchmal etwas leichter an.