Ich denke, dass die meisten von uns ein großes „Aber“ gegen die Verschwendung von Lebensmitteln haben, wie auch ich. Wie man damit in der Praxis umzugehen pflegt, ist dabei sehr unterschiedlich. Manche reduzieren einfach die Nahrungsmenge, andere achten darauf, nur noch abgelaufene Lebensmittel zu verwenden. Und die ganz Harten verzichten komplett darauf, das sind die Lichtnahrungs-Jünger, wie ich auch schon einmal fast einer geworden wäre. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, die ich zu gegebener Zeit verlautbaren möchte.
Bleiben wir in meiner gelebten Realität, dessen Werdegang ich jetzt aufzeigen möchte.
Da war also damals dieses seltsame Gefühl, dass es nicht in Ordnung ist, Dinge fortzuwerfen, die noch essbar sind. Und so begann ich, mich über die Standorte aller notwenigen Abfall-Container schlau zu machen, damit es mir an nix fehlte. Ihr wisst schon, Vitamine, Kohlenhydrate, Fette und körper-verwertbare Mineralstoffe.
Nach den ersten Begehungen, die so ausgewählt waren, dass ich wenig Fremd- und Eigen-Energie verschwenden musste, wurde die mögliche Container-Ausbeute mittels spezieller Rechnerprogramme ermittelt und ausgewertet. Wann, wo, und mit welchen Hilfsmitteln konnten die Lebensmittel von mir gefahrlos erbeutet werden?
Nach Erstellung der Liste und entsprechender Priorisierung erarbeitete ich noch den Tages- und Wochenplan, immer mit Alternativ-Routen- und dann begann das Abenteuer.
Noch eine Anmerkung zur Rechtslage, über die sich jeder klar sein muss, wenn er meinen Weg beschreiten möchte: Containern ist hierzulande kein Mundraub, sondern in der Rechtspraxis Diebstahl, der unter Umständen gemeinsam mit Hausfriedensbruch geahndet wird. Oftmals werden die Anklagen wegen Geringfügigkeit eingestellt, aber, das obliegt der Willkür des Richters.
Ich fing also an, meine auserkorenen Container zu erobern. Ja, so muss ich es nennen, da mir sehr schnell klar wurde, dass da noch andere seltsame Gesellen waren, die es mir gleichtaten. Und einige von ihnen schreckten auch nicht vor Gewalt zurück, wollten von ihrer Beute nichts abgeben. Nachdem ich kurzfristig ein Exempel mit Eingeweihten statuiert hatte, um meine Erhabenheit zu demonstrieren, ließ man mir meine Ruhe. Mein Status unten den anderen Containerern verbreitete sich sozusagen in Windeseile und mein gutes Image hält bis heute an.