JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse


In Zeiten wie heute drängt immer wieder ein Franzose ins Licht, der 1841 geborene Begründer der Massenpsychologie Gustave Le Bon. Seine Untersuchungen und Thesen werden heute noch in der Sozialpsychologie wild diskutiert, da sie nicht allen in den Kram passen. Wenn man ihm aber vorbehaltslos begegnet, besitzen seine Erkenntnisse heute noch eine ungewöhnliche Wirkkraft.
„Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.“
Bei der Lektüre seiner Schriften ist mir ein Phänomen besonders in Erinnerung geblieben, das der Massenpsychose: Der Mensch verhält sich in der Masse konträr zur Tierwelt. Während man dort eine gewisse Schwarmintelligenz beobachten kann, verhält sich das beim Menschen genau entgegengesetzt. So hat Le Bon herausgefunden, dass bei bestimmten Ansammlungen von Menschen das geistige Niveau schwindet. Selbst Hochintellektuelle pendeln sich plötzlich auf einem niedrigen geistigen Stand ein.
Als einleuchtendes Beispiel sei nur einmal ein Fußballspiel im Stadium angeführt. Abgesehen von den Fankurven, die das Extrem davon darstellen, zeigt sich das Schauspiel schon auf der normalen Tribüne. Wer sich das einmal angetan hat, weiß, wovon ich spreche. Und jetzt betrachte einmal aus dieser Sichtweise, was in der Welt so geschieht. Wo ist das überall „ersichtlich“?
Ein weiteres Beispiel gefällig? Ich habe mich oft gefragt, wie es dazu kommt, dass Gesetze im Bundestag durchgewunken werden, selbst ohne „Fraktionszwang“ oder direkte Nötigung. Gesetze, die es so niemals hätte geben dürfen, da der normale Menschenverstand diese eigentlich hätten verhindern müssen. So auch das „Hinweisgeberschutzgesetz“, das im Juli 2023 in Kraft trat. Gut, man kann hier noch ganz andere Gründe aufführen, warum dort Dinge abgesegnet werden, aber die Schwarmverblödung gefällt mir hierzu auch ganz gut.
Dann kommen noch andere Faktoren hinzu, die dazu führen, dass wir gemeinsam in eine Richtung marschieren, selbst, wenn jedem Einzelnen bei genauer Betrachtung ein Licht über das wahre Wesen des Dargebotenen aufgehen würde. Ein Faktor wurde ebenfalls damals untersucht und in die Jetztwelt übertragen. Le Bon schrieb eindringlich: „Das Wiederholte befestigt sich so sehr in den Köpfen, dass es schließlich als eine bewiesene Wahrheit angenommen wird.“ Ich glaube, darüber sind wir uns zweifelsfrei alle einig.
Und jetzt, wie damit umgehen? Nun, das bleibt dir überlassen. Aber allein, wer daraus seine ureigene Erkenntnis ziehen kann, ist raus aus dem Strudel des Nichtbewussten.