Vor Kurzem hatte ich euch hier auf meinem kleinen Kanal von Anna berichtet (169), die mit 93 noch in ihrem Herrschaftshaus residiert und ein Faible für Schlangen hat. Ich hoffe, ihr könnt euch noch so wage daran erinnern. Nun diese wahre Geschichte findet jetzt seine Fortsetzung.
Kurze Zeit später, als ich sie da besucht hatte, erhielt sie eine Einladung nach Windsor / England, um dort an einer Zeremonie teilnehmen zu können, bei der nochmals an eine frühere, im letzten Jahr verstorbene Bekannte namens Elisabeth II gedacht werden sollte. Der herrschaftliche Wagen, der sie vom Flughafen abholen sollte, hatte leider eine Panne, sodass sie ein Taxi nehmen musste.
Auf dem Weg dann nach Windsor wurde das Taxi überfallen und sie verschleppt. Die Entführer dachten, es handle sich um ein Mitglied der königlichen Familie und als sich herausstellte, dass die Unterbringung bis zur Geldübergabe teurer würde als das Erpressungsgeld, ließ man sie wieder frei. In einen der Entführer namens Fred verliebte sich noch, was drei Wochen lang zu regem eMail-Verkehr führte. Als er dann von weiteren kriminellen Verfehlungen erzählte, ließ sie von ihm ab, da sie befürchtete, sie könne als Mittäterin ebenfalls gesiebte Luft atmen, falls er auffliegen sollte.
Der Kontakt mit den Entführern hatte aber noch weitere Spuren hinterlassen. Eine davon, so wurde mir berichtet, war ihre Freude am Kleiderkauf in der City- und zwar ohne Geldbörse. So wandelte sie von Boutique zu Boutique, jedes Mal in anderem Outfit- bis man sie eines Tages erwischte. Da sie aber schon nahe der 93 war, ließ man sie von dannen ziehen.
Eine andere Spur war ihre plötzlich erwachte Liebe zu hübschen Autos. So zog sie sich bei Lust darauf sehr adrett an, ging in irgendein Autohaus und ließ sich per zügiger Probefahrt an den Zielort bringen, den sie sowieso ansteuern wollte. Die verblüften Fahrer zogen mit Schulterzucken weiter, um eine Erfahrung reicher.
Vor Kurzem dann sah man sie in Baden-Baden an einem Roulette-Tisch sitzen, immer auf die Null setzend. Ich hab keine Ahnung, in welchem Zustand sie des Nachts von dort gegangen ist, weiß nur noch, dass sie am nächsten Tag ein paar Kippen um die Ecke holen wollte und plötzlich verschwand.
Man fand sie – auf Rosen gebettet – ein paar Wochen später in einem auserlesenen, perlweißen Brautkleid am Strand von Cala Mariolu auf Sardinien. Sie war friedlich eingeschlafen und hatte so ein verzücktes Lächeln in ihrem zart geschminkten Gesicht. Und auch ich lächle jetzt gerade, da ich an sie denke, schließe die Augen und flüstere ihr zu: „Oma, gut.“