JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse

Laut Rentenversicherungsbericht 2023 gibt es bei uns über 21 Millionen „aktive“ Rentner mit einer durchschnittlichen Rente von 1.637 Euro bei Männern und 1.323 Euro bei Frauen. Dies nach mindesten 45 Versicherungsjahren. Davon gehen ab einem relativ niedrigen Freibetrag noch Einkommen/Lohn-Steuer und der Krankenversicherungs-Beitrag weg. Man spricht davon, dass die Renten die letzten Jahre stark gestiegen und, dass sie nicht sicher wären. Der Generationenvertrag würde durch das Ungleichgewicht von Beitragszahler und Rentner gefährdet, eine vernünftige Reform ist nicht in Sicht.
Wie müsste denn eine Rentenreform gestaltet sein, dass sie zukunftssicher und fair zugleich daherkommen würde? Was müsste sich ändern, und gibt es positive Ansätze aus anderen EU-Staaten, die man adaptieren könnte?
Schauen wir einmal zu unseren Nachbarn nach Österreich und der Schweiz. Wie gestalten sich dort die Renten?
In Österreich liegt die durchschnittliche Monatsrente bei 2415 Euro, wobei noch jeweils ein 100%-iges Urlaubs- und Weihnachtsgeld hinzukommen. Wie geht das denn? Nun, dort zahlen alle Erwerbstätigen und Beamte, sowie Selbstständige und Politiker in die Rente ein. Dazu sind die Renten-Beitragssätze etwas höher als bei uns, und die Arbeitgeber zahlen 2,3% mehr an Beiträgen als die Arbeitnehmer. So einfach geht etwas mehr Renten-Gerechtigkeit.
In der Schweiz ist es etwas komplizierter, da die Rente auf dem 3-Säulenprinzip basiert. Da gibt es die staatliche Alters- und Hinterbliebenenversicherung (AHV). Dann die Berufliche Vorsorge (BVG), eine Art verpflichteter Betriebsrente, die dort Pensionskasse heißt. Die dritte Säule ist die private Vorsorge, die freiwillig ist. Was heißt das für die Normalrentner, die nur auf AHV und BVG erhalten. Nun, allein die durchschnittliche AHV-Rente beträgt 1963 Franken und soll 2024 um 8,3 % erhöht werden. Die BVG liegt monatlich derzeit bei durchschnittlich 3.000 Franken bei Männern und 1500 Franken bei Frauen. Selbstverständlich zahlt jeder erwachsene Schweizer, der dort arbeitet oder wohnt, in die Rentenversicherung ein.
Kommen wir zurück auf Deutschland, dem Land der Flaschensammler. Bei uns sind Bestrebungen im Gang, neue Betätigungsfelder zu ergründen für verarmte Rentner. Es soll schon Modelle geben, dieses Klientel mittels Aufstockung ihrer Einkommen ein menschenwürdigeres Leben gestalten zu können. Vier Fach-Ausbildungen sollen vom Jobcenter angeboten werden: Flaschensammler, Einkaufswagen-Hilfskraft, Waren-Verräumer und Dogwalker.
Hört sich toll an, hat aber leider einen fahlen Nachgeschmack, da die dort erzielten Einkommen steuerrechtlich geschätzt werden, ähnlich wie bei Prosituierten. Dieser Schätzbetrag wird dann auf die kümmerliche Rente addiert- und schon setzt Ernüchterung ein, da die Steuerabgaben das Zusatzplus oftmals auffressen werden.
Man kann jetzt nur noch hoffen, dass wir schaffen, die Rente demnächst zu reformieren. Erste Ansätze bei unseren Politik-Darstellern sind schon zu erkennen. So war versehentlich ein Gespräch in den Medien zu bestaunen, als sich zwei Politiker darüber unterhielten. Der Eine zum Anderen: "Was sagten Sie neulich in Ihrer Rede zur Rentenreform?" Der Andere: "Nichts." "Das ist mir klar, aber wie haben Sie es formuliert?"