JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse

Da prallen zwei unterschiedlichen Weltsichten aufeinander, und wir sind dazu aufgefordert, „Stellung zu beziehen“, um es einmal wehrtechnisch auszudrücken, da es dabei um Grabenkämpfe geht. Da ist zum einen David Rockefeller, Weltbankier und Bilderberger, zum anderen Daniel Estulin, Publizist und Bilderbergerkritiker. Hierzu habe ich von beiden jeweils zwei Stellungnahmen herausgekramt, um sich ein Bild machen zu können und stelle diese nun kommentarlos vor:
- DR: „Die Welt ist heute komplizierter und darauf vorbereitet, auf eine Weltregierung hinzumarschieren. Die übernationale Souveränität einer geistigen Elite und der Weltbankiers ist mit Sicherheit der nationalen Selbstbestimmung, wie sie in den vergangenen Jahrhunderten praktiziert worden ist, überlegen.“
- DE: „Eine Täuschungstaktik der Eine-Welt-Regierung ist die Orwellsche Verwendung von Zweideutigkeiten. Das heißt, Krieg wird Frieden genannt, Pazifisten werden zu Terroristen und diejenigen, die versuchen, die Wahrheit zu sagen, werden angeschwärzt, weil sie Hass verbreiten und Bösartigkeiten versprühen.“
- DR: „Wir sind er Washington Post, der New York Times, dem Time Magazin und anderen großen Publikationen dankbar. Ihre Direktoren haben unsere Veranstaltungen besucht, und sie haben das Versprechen ihrer Diskretion seit nahezu 40 Jahren gehalten. Es wäre für uns unmöglich gewesen, unsere Pläne für die Welt zu entwickeln, wenn wir während dieser Jahre den Scheinwerfern der Publizität ausgesetzt gewesen wären.“
- DE: „Die Demokratie ist im besten Fall eine Täuschung und im schlimmsten Fall der Auftakt zu einer Diktatur, die man als „Neue Weltordnung“ kennenlernen wird.“
Wer sind denn jetzt diese beiden Protagonisten, die von sich behaupten, der Wahrheit auf die Spur gekommen zu sein?
Bleiben wir bei Rockefeller, dem einstigen Oberhaupt der Rockefeller-Familie, 2017 gestorben. Hierbei kann man es kurz machen. „Seine Weste ist sauber“, nachzulesen in allen „neutralen“ Publikationen. Etwaige Anfechtungen seines Wirkens existieren kaum.
Dann zu Estulin, Baujahr 1966 und noch lebend, einem typischen Verschwörungstheoretiker (Wie ich mittlerweile dieses Wort verabscheue!), der sich schwerpunktmäßig mit der Bilderberger Group befasst. Er wird natürlich der rechtsextremen Szene zugeordnet und wäre gleichzeitig Antisemit.
Die Frage, die man sich nun stellen könnte, wäre: Wem von diesen bedeutsamen Menschen schenkt man nun sein Vertrauen, was findet unser Gehör? Oder ist es überhaupt erforderlich, darüber zu sinnieren? Bringt es uns etwas, sich damit näher zu beschäftigen und falls ja, was macht das dann aus uns? Bringt es uns etwa in eine vorgegebene Form, die wir dann annehmen, bewusst oder auf einer anderen geistigen Ebene?
Wie wäre es denn einmal, diese Botschaften neutral zu betrachten, ohne zu urteilen oder zu bewerten? Das fällt mir zumal auch schwer, vor Allem, wenn mich etwas direkt negativ triggert. Aber manchmal gelingt es mir, mich nicht in den Sog hineinziehen zu lassen und nenne es dann voll Übermut und glückselig Gleichmütigkeit. Ja, in Selbsttäuschung habe ich wahrscheinlich schon einen recht hohen Grad erreicht.
Dazu gibt es eine tolle Weise von Khalil Gibran: Das Auge sagte eines Tages: "Ich sehe hinter diesen Tälern im blauen Dunst einen Berg. Ist er nicht wunderschön?" Das Ohr lauschte und sagte nach einer Weile: "Wo ist der Berg? Ich höre keinen!" Darauf sagte die Hand: "Ich versuche vergeblich, ihn zu greifen. Ich finde keinen Berg!" Die Nase sagte: "Ich rieche nichts. Da ist kein Berg!" Da wandte sich das Auge in eine andere Richtung. Die anderen diskutierten weiter über diese merkwürdige Täuschung und kamen zu dem Schluss: "Mit dem Auge stimmt etwas nicht!"