Nahezu alle Programme und Glaubenssätze laufen im Hintergrund unseres Nicht- und Unterbewusstseins ab. Davon wird unser Sein, vor Allem aber unser Ego gespeist. Wenn dem so ist, und davon gehen alle Heilsprediger und Wissenschaftsfanatiker aus, dann sind die Chancen, diesen Zustand zu verändern eigentlich gegen Null.
Die Frage ist dann nicht mehr, welchen Wolf du in dir füttern willst, den schwarzen oder den weißen, da es nahezu unmöglich ist, sich selbst umzuprogrammieren oder Schädliches einfach zu löschen. Man kann es auch nicht willentlich überwinden, da dabei neue Barrieren entstehen. Was also tun?
Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass unser Ego unglaublich erfinderisch agiert, wenn es darum geht, sich zu schützen. So weiß das Ego, neu angeeignete Strategien und Praktiken geschickt zu seinem Vorteil zu nutzen. Zumeist wird dabei der Bock zum Gärtner gekürt, weshalb es noch schwieriger wird, aus der Venusfliegenfalle auszubrechen. Während der Fangmechanismus dieser fleischfressenden Pflanze, der durch entsprechende Rezeptoren aktiviert wird, nur 100 Millisekunden benötigt, sind unsere synaptischen Hirn-Verbünde noch wesentlich effizienter, unsere Gedanken einfach einzufangen.
Aber unser Ego hat auch seine Schwächen, die es zu verbergen versucht. Eine davon ist, dass es gespeist wird aus den Erfahrungen der Vergangenheit, eine andere, das unablässige Lechzen, die Zukunft gestalten zu wollen.
Mit dieser Sichtweise kommen wir einen Schritt weiter. Hier besteht die Möglichkeit, sich anders auszurichten und dem Ego etwas Energie zu nehmen. Es ist das viel besungene „Leben in der Gegenwart“. Etwas, das in meiner kleinen Welt einen festen Platz ergattern konnte, wo ich schon lange versuche, mich daran zu orientieren, wobei es mir nicht immer gelingen mag. Und manchmal, wenn mir danach ist, übergebe ich sogar die Kontrolle an mein kleines Ego.
Es hört sich so simpel an, das „Leben im Hier und Jetzt“. Wer es ausübt, und es ist ein wahrhaft magisches Unternehmen, der steigt während des Praktizierens aus dem Mechanismus aus, das unser Ego für sich und damit für uns erschaffen hat. Man muss es einmal ausprobieren, damit experimentieren, etwas herumdoktern.
Und wenn wir uns gleichzeitig auf den weißen Wolf konzentrieren, unsere Stärken und Talente, Fähigkeiten und Herzensangelegenheiten, dann besteht die Möglichkeit, dem Ego endlich den Platz zuzuweisen, der ihm gebührt. Es darf da sein, natürlich, aber es darf keine Macht mehr über uns ausüben. Und falls doch zeitweise, dann wissentlich, da man sich dessen bewusst ist und es wieder einfangen und danach liebevoll einhegen kann.
Ich stelle mir den Umgang mit dem Ego ähnlich vor, wie der Dialog mit unserem inneren Monster, vor dem man gerne flüchtet. Wenn man sich ihm aber achtsam widmet, kann man es behutsam in den Arm nehmen, da es seinen Schrecken verloren hat.
Ich weiß, das hört sich alles so schön und einfach an, den gegenwärtigen Moment zu leben und ihn willkommen zu heißen, vor Allem, wenn er dir gerade wohlgesonnen ist. Was ist aber mit den unbehaglichen Momenten, den Unhübschen und Schmerzhaften, den dunklen Zeiten, die sich mittel-oder sogar langfristig bei dir einnisten wollen? Dann sind wir wieder bei der Akzeptanz. Der Akzeptanz, dem, was ist, die Hand zu reichen, weil Schönreden, sich Ablenken, Abtauchen in Nebensächlichkeiten oder Süchte uns keinen Schritt weiterbringt, sondern genau das speisen, was darauf gewartet hat, endlich wieder zum Zuge zu kommen- du weist schon.
Letztendlich muss man sich entscheiden, ob man sich in den ständigen Feldzug begibt mit seinem Ego, sich von ihm unablässig gängeln, letztendlich sogar von im beherrschen lässt oder sein Leben in die Hand nimmt und mit seinem Ego Frieden schließt.