JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse

Manchmal, in Zeiten der erhöhten Aufmerksamkeit, erkennt man intuitiv, was einem gut tut, mit was man in Resonanz geht oder was einen schwächt, wann man in Distanz und damit in Abwehrhaltung geht. Der Zustand, der sich dabei einstellt, erfolgt zumeist durch eine äußere Kontaktaufnahme unterschiedlichster Weise.
Wenn wir uns hierbei einmal auf die zwischenmenschliche Ebene beschränken, äußert sich das durch das charakteristische Erscheinungsbild, die örtliche Nähe oder Distanz, die unbewusste oder bewusste Signalwirkung durch Gestik und Mimik und natürlich die Sprache, um nur ein paar wesentliche Aspekte aufzuzeigen, die auf uns einwirken.
Und ob ich mein Gegenüben „riechen“ kann, entscheidet sich in den ersten Sekunden. Dabei meine ich jetzt nicht nur unsere 377 verschiedenen Riechrezeptor-Typen, mit denen wir weit über 10.000 Gerüche erspüren. Unser Geruchsinn stellt nur einen, aber nicht ganz unwesentlichen Faktor dar. Es ist das Einwirken der gesamten Erscheinungsform und seiner davon ausgehenden Energien, die mit uns in Kommunikation treten. Oder auch nicht, denn natürlich obliegt es unserem momentanen Gefühlszustand, ob wir überhaupt offen für einen Kontakt sind.
Deshalb ist es eigentlich widersinnig, jemanden, dem man erstmalig begegnet, sofort in eine Schublade abzulegen, bei dem man nichtbewusst unterstellt, dass er da schon reingehöre. Bei einer Begegnung unter anderen Voraussetzungen, und sei es nur bei trübseligem Regen oder strahlendem Sonnenschein, erfolgt die Fach-Etikettierung schon unter einer völlig anderen Bedingung.
Wenn man tatsächlich offenen Herzens durch die Lande zieht, verblassen die Personen-Schubladen zusehends, verlieren ihre Bedeutung. Dann befinden wir uns in der Konstitution, das Gute, welches unser Wohlbefinden fördert, einzuladen und dem Schlechten aus dem Weg zu gehen.
Nun befinden wir uns leider nicht immer in der Lage, diesen Weg leichten Schrittes zu gehen, da es die Umstände oftmals nicht erlauben. Da gibt es persönliche Abhängigkeiten privater und beruflicher Natur, da gibt es verwandtschaftliche Verpflichtungen, finanziellen Druck, Gesundheitsaspekte oder gesellschaftliche Notwendigkeiten. Und dies alles kann dazu führen, sich ständig in gefährliche Gewässer begeben zu müssen, sich als Goldfisch in einen Hai zu verkleiden, um im Haifischbecken nicht sofort gefressen zu werden.
Ich gebe zu, dass es sich manchmal äußerst schwierig gestaltet, sich aus den Umständen herauszuwinden, die einen beherrschen. Doch selbst da besteht eine Chance, sich von den einen oder anderen Fesseln zu befreien, wenn man dazu bereit ist. Manches geschieht mittels Brecheisen und brachialer Gewalt, anderes vollzieht sich in kleinen Schritten.
Es sind dann die kurz aufflammenden Lichtblicke, die man erkennen sollte, welche sich über die Zeit mehren und einem die Hoffnung geben und Kraft verleihen, es schaffen zu können.
Oftmals genügt schon, sich selbst eine Frage zu stellen, sich zu hinterfragen. Dies ermöglicht die Aktivierung eines Prozesses, der dadurch in Gang kommt. Man hat damit schon eine entscheidende Komponente belebt, welche die Tür aufstoßen kann zur Vertiefung. In diesem Geschehen besteht auch die Möglichkeit, dass einen die Antwort unerwartet findet.
Dieses Handwerkszeug nutze auch ich zuweilen, um mich möglichst stets im Zustand der Fülle zu befinden. Es ist eine Art Selbstermächtigung und damit die grundsätzliche Ausrichtung, mich in den Gefilden niederzulassen, die mich nähren. Dabei genügt es mir schon, mich zuweilen einfach treiben zu lassen oder mich selbst zu verschwenden.