Es war einmal eine kleine Frau, die 1907 in Schweden geboren wurde und die eine seltene Gabe besaß, wunderbare Kinderbücher zu schreiben. Die Geschichten, ihre Eingebungen, gingen durch die ganze Welt und begeisterten Millionen von kleinen und großen Leseratten.
Sie hatte da eine Botschaft in Ihren Erzählungen, in jeder Pore ihrer Bücher, offen dargeboten und leicht zu erkennen. Es ging ihr vorrangig immer um das Kindeswohl, um die Freude und Liebe der Kinder untereinander und deren Eltern, die sich vertrauensvoll und fürsorglich darum kümmerten. Eine besondere, kleine Geschichte von ihr fand ich gerade in meinem Bücherschrank, versteckt zwischen großen, bedeutsamen Werken. Und wie ich so kurz da reinschmöckerte, kullerte da eine kleine Träne der Ergriffenheit über mein Gesicht.
Es begab sich zu der Zeit, als der alttestamentarische Spruch „Wer die Rute schont, verdirbt den Knaben,“ noch Gang und Gäbe war, das Verprügeln von Kindern gelebter Alltag war.
Da lebte eine junge Mutter mit ihrem Kinde in stiller Eintracht miteinander. Gewalt hatte da keinen Platz. Aber eines Tages hatte ihr kleiner Sohn etwas getan, wofür er ihrer Meinung nach eine Tracht Prügel verdient hatte, die erste in seinem Leben. Sie trug ihm auf, in den Garten zu gehen und selber nah einem Stock zu suchen, den er ihr dann bringen sollte. Der kleine Junge ging und blieb lange fort. Schließlich kam er weinend zurück und sagte zu seiner Mutter: „Ich habe keinen Stock finden können, aber hier hast du einen Stein, den kannst du ja nach mir werfen.“ Da fing die Mutter auch an zu weinen, denn plötzlich sah sie alles mit den Augen des Kindes. Das Kind musste gedacht haben: „Meine Mutter will mir wirklich wehtun, und das kann sie ja auch mit einem Stein.“ Sie nahm ihren kleinen Sohn in die Arme, und beide weinten eine Weile zusammen. Den Stein aber legte sie auf eine zentrale Stelle in der Küche, als Mahnmal ihres Versprechens, das sie in dieser Stunde selbst gegeben hatte: „Niemals Gewalt!“ Er blieb dort bis zu Ihrem Tode.
Und wenn du diese Geschichte von Astrid Lindgren vernommen und dabei versucht hast, unberührt zu bleiben und es vielleicht nicht geschafft hast, dann wirst du sie niemals mehr vergessen- wie ich.