JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse

Gelegentlich frage ich mich, ob das Böse obsiegen wird oder auch nicht. Ob wir es noch schaffen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, in den wir ihn willentlich hineingefahren haben.
Verzeih mir dabei bitte das „wir“. Aber ist es nicht so, dass wir an unserem siechen Zustand alle beteiligt sind, mehr oder weniger? Dass wir all das geschehen lassen, aus vielschichtigen, oftmals aber nur fadenscheinigen Gründen? Dabei stechen zwei besonders heraus.
Da haben wir zum einen die Kategorie „Bequemlichkeit“, welche im ersten Augenschein völlig banal daherkommt, aber eine der zentralen Hauptursachen darstellt. Damit seien folgende Eigenschaften gemeint: Trägheit, Passivität, Apathie, Teilnahmslosigkeit, Faulheit, Desinteresse, Tatenlosigkeit und Gleichgültigkeit.
Bequemlichkeit führt somit nicht unbedingt ins Paradies, eher in den Abgrund, auch wenn sich uns viele Dinge, die damit einhergehen, erst sehr viel später eröffnen. Ich möchte nicht langweilen und deshalb aus den Unsummen von Beispielen nur zwei exemplarisch herausgreifen.
Nehmen wir einmal unseren Umgang mit Geld, das Zug um Zug vollkommen digitalisiert wird. Es obliegt doch unserer Eigenverantwortung, ob wir alles mit der EC-Karte oder dem Handy bezahlen, vom Klein-Einkauf bis zu größeren Investitionen oder bar. Wem das bewusst geworden und wer deshalb aus dem digitalen Wohlfühlbereich ausgestiegen ist, weil er um die gnadenlosen Auswirkungen Bescheid weiß, die letztendlich zur totalen Kontrolle führen werden, überlegt sich gewissenhaft den Bezahlmodus. Der hat immer genug Bargeld in der Geldbörse, auch wenn es noch so uncool ist und zückt die EC-Karte nur noch im Ausnahmefall. Hier gilt das Motto „Wehret den Anfängen!“
Als zweites Beispiel der Bequemlichkeit möchte ich unsere Haltung im Umgang mit Informationen anführen. Welche Quellen nutzen wir, um einen Sachverhalt zu klären, um uns selbst ein Bild zu machen über ein Geschehnis oder ein Axiom, das als unumstößliche Wahrheit im Raum steht. Wobei es vollkommen egal ist, um welches Thema es auch immer geht. Mir fallen hierzu abertausende Fälle ein, da ich es mir über die Jahre zur Angewohnheit gemacht habe, alles, was mir begegnet, auf einfache Weise zu beleuchten, nämlich, was es mit mir macht, auch Informationen. So nehme ich einmal willkürlich das Thema „Vitamin D und seine Dosierung“. Wer über dessen Wichtigkeit und Funktion nicht genau Bescheid weiß, wer dem Glauben verfallen ist, dass ausreichende Sonnenbestrahlung schon genügt, um unseren D-Bedarf über das Jahr zu decken, wer der lächerlichen Dosierung vieler Wissenschaftler und Allgemeinmediziner Glauben schenkt, der unterliegt einem Trugschluss. Die Folgen hiervon sind enorm, natürlich schleichend sich einstellende Symptome und letztendlich starke Gesundheits-Beeinträchtigungen.
Kommen wir zur zweiten Kategorie als Begründungsmodell des menschlichen Verfalls, der „Angst“. Dabei gilt zuerst die Klarstellung, dass hierbei nicht die natürliche, uns angeborene Furcht gemeint ist, die, tief verankert in unserem Echsengehirn, ihre Daseins-Berechtigung hat und uns vor Unbill schützt, indem sie uns in den Flucht- oder Kampfmodus versetzt.
Ich spreche von der Angst in Form von Besorgnis, Unsicherheit, Kummer, Unrast, Argwohn, Befürchtung und Beklemmung. Und diese Angst lauert hinter jeder Ecke, ist allgegenwärtig und wird von uns sogar oftmals wissentlich zelebriert. Manchmal nebulös im Dunkeln versteckt, manchmal klar ersichtlich, will sie die Herrschaft über unsere Gefühlswelt übernehmen und damit über die Ausrichtung unseres Lebens.
Die Angst ist natürlichen oder künstlichen Ursprungs, ist zumeist versteckt in tiefen Schichten und zwingt uns Dinge zu tun, die gegen uns selbst gerichtet sind. Und je nach Persönlichkeitstyp führt sie zu unterschiedlichstem Verhalten im Außen, von Depression bis Hysterie. Unsere Grundängste haben immer etwas mit dem Tod oder einer Veränderung zu tun. Angst kann sich verändern in den Lebensabschnitten und dient den Mächtigen als wunderbares Mittel der Kontrolle. Die Erzeugung von Angst macht uns zu Sklaven, zu hilflosen Statisten. Und die Mittel dazu, unsere Gefühlswelt mit Angst zu durchtränken, sind unbeschreiblich wirkmächtig Der Angst-Produzent wiederum kommt als Einzeltäter oder in Heerscharen daher, seine Hauptmotivation ist Macht und Kontrolle.
Damit schließt sich der Kreis aus meiner begrenzten Anschauung: „Bequemlichkeit“ und „Angst“ sind die beiden Hauptkomponenten, die zum Untergang führen, zum Untergang des Individuums, sowie der Menschheit.
Und wir sind wieder einmal kurz vor diesem Punkt des Scheiterns angekommen als Spezies, wie schon vier Menschheits-Familien vor uns, die weggespült wurden von den Sintfluten. Und es soll doch tatsächlich Leute geben, die daran glauben, dass man sie auf die Arche Noah lässt. Dies scheint aber bislang nur einem elitären Kreise gestattet worden zu sein, die Auswahl für den Neubeginn der Genesis.
Eine schöne Geschichte, da sie die Hoffnung in die Welt trägt, dass wir Menschen es durch unsere Reife einmal schaffen können, im Gleichklang mit der Natur zu leben. Gandhi gab uns hierzu einen wertvollen Tipp. „Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.” Und bei allem Ungemach um uns, noch den Hoffnungs-Schimmer: „Du darfst nicht den Glauben an die Menschheit verlieren. Die Menschheit ist ein Ozean; wenn ein paar Tropfen dreckig sind, wird nicht der ganze Ozean verunreinigt.”