JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse


Ja, wie ging es weiter in meiner neuen Ausrichtung, der Lebensmittel-Vergeudung aktiv entgegenzutreten?
Schon nach wenigen Wochen lief es schon so richtig rund, ich stellte mich den Gegebenheiten, nutzte erfolgreich die Nächte und ging neue Freundschaften ein mit ungespritzten Gleichgesinnten. Dann überkam mich der Wunsch, noch tiefer einzusteigen und dieses feine Empfinden: „Hier bin ich richtig, hier bin ich angekommen.“
Das veranlasste mich, den nächsten Schritt zu gehen. Da hatte sich irgendetwas in mir manifestiert, das zu mir sagte. „Mach!“ Und so beschloss ich, mein Domizil verstärkt in einem der Container aufzuschlagen, wissend darum, dass diese ja zyklisch geleert und ausgetauscht werden. Das störte mein Vorhaben in keinster Weise.
Ich suchte mir „meinen“ Container raus, ermittelte die Austausch-Intervalle und richtete es mir dort so ein, dass es dort drinnen behaglich und wohnlich war. Alles natürlich unter der Prämisse, das gesamte Equipment vor dem Containertausch in Sicherheit zu bringen, um den Frischen dann sofort beziehen zu können. Den einen Tag konnte ich immer ganz gut überbrücken, indem ich mir einen Ersatz-Container zulegte.
Die Frage, die spätestens jetzt auftauchen dürfte, ist, wie ich es geschafft habe, „meinen“ Container unbeschadet zu bewohnen, vor Allem, wenn dort viele Lebensmittel entsorgt wurden. Antwort: Ganz einfach. Ich teilte ihn mit einer flexiblen Wand, sodass ich dort ungestört leben konnte, geschützt von der Einbringung. Relativ schnell bekam diese Zwischenwand noch eine Tür, um schnell an die Lebensmittel zu kommen und natürlich auch ein kleines Fenster, um die eingeworfenen Gaben zu begutachten.
Was geschah dann? Irgendwie sprach sich das in der Szene rum, kamen Leute auf mich zu, die es mir gleichtun wollten. Anfangs war ich gerne bereit, zu helfen. Als es mir aber über den Kopf wuchs, stellte ich die ersten Leute an, die von mir persönlich geschult wurden. Parallel ließ ich diese Idee patentieren- weltweit, wohlwissend, dass dieses Lebens-Prinzip nicht regional beschränkt werden darf.
Und plötzlich konnte ich diese Lawine nicht mehr aufhalten. Als auch größere Unternehmen hier großes Potential sahen, Politiker sich dem Hype nicht mehr verwehren konnten, ich die ersten Ehr-Erbietungen ablehnen musste (wohin auch damit im Container!), hielt ich kurz inne und versuchte, eine Antwort in meiner Intuition zu finden.
Und ich fand sie, sie fand mich: Ich stellte mir die einfache Frage, ob es ein Früher gab, bevor das Mindesthaltbarkeitsdatum eingeführt wurde? Ja, dieses gab es bis 1981. Mit dem Wissen über die unterschiedliche Verderblichkeit und den neuesten Erkenntnissen, damit vernünftig umzugehen, schaffte ich es mit Hilfe mächtiger Mitstreiter, 90% der Lebensmittel-Entsorgung zu vermeiden und brachte das Containern wieder in geordnete Bahnen.
Ich selbst lebe immer noch in einem Container. Der hat aber ein Namensschild und einen Briefkasten, steht auf einem kleinen Grundstück und wird nie mehr geleert- hoffentlich.