In jeder Epoche und Kultur beherrschte und nutzen die Macht-Elite die „Klaviatur der Ängste“, um das ihr übereignete und gefügsame Volk lenken und kontrollieren zu können. Somit sollte man sich die Frage stellen, welche Möglichkeiten sich anbieten, sich seinen Ängsten zu stellen, um diese damit neutralisieren zu können.
Ja, mir ist vollkommen klar, dass dies ein erschöpfendes Thema ist, das ganze Bücherschränke füllt und an dem sich schon die größten Denker und Koryphäen die Hörner abgestoßen haben. Davon abgesehen, dass es massenhaft Menschen im Lande gibt, denen man bestimmte Ängste nicht einfach nehmen darf, weil diese ein fester Bestandteil ihres bescheidenen Lebens sind.
Trotzdem wage ich mich daran, nähere mich dem Stoff auf andere Weise, dem man auch mittels Traum-Therapie Abhilfe schaffen kann, wobei ich versuchen werde, die konventionellen Überlieferungen über Angstbewältigung beiseite zu lassen. Denn, was bringt uns eine solch banale Aussage „Wer seine Ängste überwunden hat, wird wirklich frei sein.“ von Aristoteles? Nichts, absolut nichts. Es führt eher zum Gegenteil, da es suggeriert, dass man eigentlich ein Versager sei, wenn man es immer noch nicht geschafft habe, all seine Ängste abzustreifen.
Aus meiner Sicht hat wohl jede Form der Angst irgendetwas mit der langsamen, sich anschleichenden oder der plötzlichen, potentiellen Vorstellung der Möglichkeit des Todes zu tun. Somit bestände die Lösung jeglicher Angstbeseitigung in der Auflösung der Angst vor dem Tod. Davon berichtete auch Michael Ende bei Momo: „Wenn die Menschen wüssten, was der Tod ist, dann hätten sie keine Angst mehr vor ihm. Und wenn sie keine Angst mehr hätten, könnte keiner ihnen ihre Lebenszeit stehlen.“
Was sagt denn mein Freund Krishi, einer der wenigen Weisheitslehrer, dem ich vertraue, zur Angst?
- Grundsätzlich trägt bereits alles Werden die Saat der Angst in sich.
- Angst ist die Weigerung, das anzunehmen, was ist! Schaue die Angst als isolierte Tatsache an, ohne Meinung, Schlussfolgerung, Urteil oder Wertung.
- Wer die Tür zur Angst öffnet, fegt die Angst vollkommen weg. Du hast den Schlüssel zur Tür und kannst dort eindringen.
Dies waren alles wohl-gemeinte Sinnsprüche, denen aber ein wesentlicher Aspekt zugrunde liegt, der sich von den allermeisten anderen Lehrmeinungen unterscheidet:
Wer bereit ist, sich seiner Angst zu stellen, sollte das dies in direkter Art und Weise tun, nicht durch die Trennung über Worte, Bilder oder Aktivitäten. Man nimmt dabei eben nicht die Beobachter-Rolle ein, sitzt seiner Angst nicht gegenüber in einer Art „Beobachter-Status“. Im Moment des Kontaktes ist man in der Angst selbst, ist man Bestandteil der Angst. In diesem Zustand, den man bewusst erlebt, geschieht das Unvermeidliche, nämlich die Befreiung der Angst.
Wie schon oft erwähnt, sind es die einfachen Dinge, die der Wahrheit am nächsten sind, vielleicht auch dieser „Umgang“ mit Angst. Und wie oben dargelegt, hat alles auf irgend eine Weise mit dem Tod zu tun, selbst Saint-Exupery Befürchtung: „Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen.“ oder die von Rapper Tupac Shakur „Meine einzige Angst vor dem Tod ist wiedergeboren zu werden.“