Sie leben in Grotten, Felsschluchten oder in den dichteren Wäldern, aber auch an bestimmen Quellen werden sie immer wieder gesichtet. Für den glücklichen Erdverbundenen zeigen sie sich manchmal, wobei sie im Normalzustand unsichtbar sind. Man sagt ihnen nach, dass sie gerne tanzen und hierbei kreisrunde Feenringe hinterlassen. Altern ist für sie ein Fremdwort und sie haben die Fähigkeit, Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen.
Spätestens jetzt dürfte dem erlauchten Leser klar sein, dass es sich hierbei um geisterhafte, kleine entzückende Fabelwesen handelt, die wir in unserem Kulturraum „Feen“ nennen. Diese zarten, mit Flügeln ausgestatteten weiblichen Geschöpfe tauchen zumeist in kleineren Gruppen auf. Sie haben magische Kräfte und stehen auf der Seite des Lichts, weshalb es mir gerade in den Sinn kam, von ihnen zu berichten.
Vor ein paar Tagen, oder mögen es Wochen gewesen sein, hatte ich das „Vergnügen“, mit einem besonderen Menschen eine kurze Zeitspanne zusammen verbringen zu dürfen. Er heißt Wolf-Dieter Storl und ist ein sehr bekannter, geachteter Kulturanthropologe und Ethnobotaniker. Und wie er so seine Geschichten am Lagerfeuer erzählte, tauchten dort immer wieder diese kleinen Wesen, wie Kobolde, Elfen, Zwerge oder Feen, auf. Sie gehören in seiner Welt zur Realität. Er nimmt sie mit seinem authentischen Selbstverständnis wahr, unterhält sich mit ihnen, verscheucht oder bittet sie, zu bleiben.
Ist Wolf-Dieter damit ein Scharlatan, der seinen Jüngern guruhaft einen Besen aufbinden möchte, wenn er in die magischen Welten eintaucht und von seinen Erlebnissen dort berichtet? Für den Einen, der sich kopfschüttelnd abwendet und solche Schilderungen einfach als Humbug abtut, mag das so sein. Für den Anderen, und dazu zähle ich mich unverhohlen, ist die Welt nicht dreidimensional, sondern gespickt mit völlig anderen Ebenen. Bereiche, zu denen den meisten unter uns der Zugang verwehrt ist und sich die magische Tür nur unter bestimmten Voraussetzungen öffnet.
Im Traumzustand, im dem alles möglich scheint, kreieren wir spielerisch die Seiten, die unser Wachzustand geflissentlich verbirgt. Und es sei nur so nebenbei erwähnt, dass es genug schätzenswerte Geistesgrößen gab und auch heute noch gibt, die auf Erden weilen und folgendes postulieren: „Es gibt keinen Unterschied zwischen Wach- und Traumzustand. Was wäre, wenn unsere Träume die Wirklichkeit darstellen und unsere geglaubte Realität Träume sind?“
Wolf-Dieter jedenfalls ist nicht der alleinige Priester in der dürren Wüste, der verkündet, dass unsere Welt nur so strotzt vor Geheimnissen und Mysterien, die entdeckt werden wollen. Ich gehe davon aus, dass Kinder bis zu einem gewissen Alter noch gewissen Fähigkeiten besitzen, andere Welten wahrzunehmen. Für die „Dreikäsehoch“ sind Feen natürliche Erscheinungen, die kommen und gehen, mit denen sie sich unterhalten und spielen. Dieses Vermögen schwindet, löst sich sachte wie ein Nebelschleier auf.
Für den „Erwachsenen“ hingegen, dem bewusst ist, dass es Wesenheiten gibt, für den Engelswesen ebenso Bedeutung haben wie andere Himmelsgeschöpfe, diese aber nicht mehr so einfach „greifbar“ sind, bleibt nur der Zugang über Hingabe und Phantasie.
Eine Möglichkeit, sich diesen Dimensionen zu öffnen, ist die Literatur. Hier existieren wunderbare, gebundene Werke, die nur darauf warten, einen an die Hand und mitzunehmen in die andere Wirklichkeit. Und wie findet dich eine passende Feen-Geschichte? Sie kommt einfach auf dich zu, wenn die Zeit reif dazu ist.