JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse

Oft frage ich mich, wie anpassungsfähig der Mensch wohl ist, was er alles erdulden kann, ohne sich selbst zu verleugnen. Was haben wir nicht alles erlebt in der letzten Zeit, kopfschüttelnd ertragen und hoffnungsvoll, dass sich alles zum Guten wenden wird. Wir tolerieren noch heute die Missstände, befolgen die Regeln und glauben immer noch an die Autoritäten aus Politik und Wissenschaft. Wir vertrauen den Medien und unterstellen, dass diese neutral berichten.
Vom Bauchgefühl her erspüren wir aber oftmals, dass hier etwas vollkommen falsch läuft, was uns in diese kognitive Dissonanz geführt hat. Dieser irritierende Zustand, der sich beim Abgleich der vorgeführten Realität mit unserer tatsächlichen Wahrnehmung einstellt.
Mein Freund Krishi sagte einmal, dass es kein Zeichen geistiger Gesundheit sei, sich an eine zutiefst gestörte Gesellschaft anpassen zu können. Er war davon überzeugt, dass jeder Mensch seinen individuellen Weg finden muss, auch wenn er steinig und manchmal kaum begehbar ist. Hierfür bedarf es natürlich auch der Fähigkeit, all die Dinge, die um uns herum geschehen, einfach zu beobachten, ohne sie zu bewerten.
Jetzt stellt sich die Frage, wie ich eigentlich mit Informationen, mit der Informationsflut umgehe, die ständig auf mich einwirkt, manchmal unablässig auf mich niederprasselt. Um sich ein Bild von den Geschehnissen zu machen, bedarf es an erster Stelle einmal eines inneren Ruhepols. Erst der gibt mir die Möglichkeit, die Dinge richtig einzuordnen.
Aber, machen wir es konkret an einem aktuellen Beispiel fest:
In den Massenmedien kam heute ein Artikel zur kommenden US-Wahl mit der Überschrift „US-Rockband The White Stripes klagt gegen Trump“. Der aufgeklärte Leser lächelt dabei in sich hinein, da er genau weiß, wohin ihn der Artikel führen soll und fühlt sich darin bestätigt, falls er ihn sich antut. Er hat sich schon im Vorfeld all die Fragen gestellt und beantwortet, was die Wahl angeht, hat sich in den unterschiedlichen Medien kundig gemacht, was dort tatsächlich abläuft, kennt die Spielregeln der Demokratie-Simulationen, bestaunt vielleicht noch die Aufführungen der Titel-Aspiranten und erkennt die tatsächlichen Hintergründe auf der Weltenbühne.
Er kann aber auch die Relevanz des Artikels richtig deuten, macht hier einen Haken dran und zieht weiter, lässt sich nicht darauf ein, wohlwissend, dass diese Dinge ihren Lauf nehmen, da man hierbei kaum Einflussmöglichkeiten hätte, etwas zu verändern. Die einfache Weisheit des amerikanischen Theologen Niebuhr kommt auch hier zum Tragen: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Es bedarf also nur etwas Intelligenz, um den Dingen auf die Spur zu kommen, das uns gegebene Vermögen, den Intellekt mit der Intuition dabei in Einklang zu bringen. Ja, so einfach, wie es sich anhört, ist es leider nicht, da die Umstände, die uns prägen, sehr vielschichtig sind.
Aber bitte keine Ausreden, sich erst morgen damit beschäftigen zu können oder zu wollen. Wir sind ja noch gar nicht bei der Beantwortung der Fragen angelangt, was der Sinn des Lebens ist oder warum wir überhaupt hier auf Erden weilen.