JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse

Da hat mich wohl die Muse geküsst, als ich mal wieder, diesmal entspannt, ohne Erwartungshaltung und fremden Energieeintrag, eine schamanistische Orakelkarte zog. Und es war, wie so oft in meinem Leben, dass mich das findet, was zu mir gehört und nicht umgekehrt. Nicht ich finde, es findet mich. Und in diesem Falle war ich der Karte zugeneigt, auch wenn sie mir Dinge offenbarte, die ich von Dritten nicht zu hören wünsche, nicht zu lasse. „Zulassen“ wäre eigentlich eine Wortverdrehung von dem, was gemeint ist, deshalb „zu lassen“.
Bevor ich auf die mir zugestandene Karte eingehe, noch ein paar Worte zu Talisman, Kartenlegen, Aberglaube oder Glückspfennig. Ich glaube, dass jeder, absolut jeder, der darüber lächelt und abtut als Hokuspokus, sich in die eigene Tasche lügt. Es sei deshalb nur am Rande erwähnt, wie wir tatsächlich ticken: Wir schlachten unser Glücksschwein, ignorieren Wasseradern und setzen auf 6 Richtige. Wir hoffen, dass uns heute keine schwarze Katze über den Weg läuft, glauben, dass Gott männliche Gestalt hat und meiden die Zahl 13.
Und so, wie der Mond und alle Himmelskörper Einfluss auf unser Leben haben, gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde, die nicht erklärbar sind, nicht man nicht erklären braucht, da sie einfach Wirkung haben. Eine Karte hingegen, die du dir legst, will dir eigentlich nur zeigen, wo du gerade stehst, falls du diese Frage gestellt haben solltest.
Ich drehe die Karte um und was lächelt mich an? „DIE LIEBE“, ein feuerrotes Gemälde, zwei Hände, in denen ein Herz schwebt, untermalt mit kosmischen Elementen. Allein schon die Farbe „Rot“ spricht Bände: Sie ist warm, positiv, kraftvoll, energiespendend, motivierend, körperbetont, lebendig und leidenschaftlich. Da finde ich mich schon einmal wieder.
Offen, für die Worte, die im Begleitbuch zur „Die Liebe“ stehen, hier eine kurze Abhandlung: Liebe steht für das Erkennen des großen Geistes im Gegenüber. In höherem Entwicklungsstand sieht man die wahre Liebe im anderen Menschen als göttliches Wesen. Die Karte lädt mich ein, dem Pfad der Liebe zu folgen, um bei den Menschen ihr höchstes, reinstes Wesen zu erkennen. Es warnt mich vor der romantischen Liebe, dem Strohfeuer der Leidenschaft, auf die falsche Projektion meiner Träume. Bei Nichtachtung dieses Seins-Zustandes, bei Verschließen dieses Erkenntnis-Prozesses sei mir gewährt, weiter meinen Emotionen ausgesetzt zu sein.
War ich nicht vor Kurzem zu der tiefen Einsicht gelangt, dass meine Bereitschaft zum Gleichmut noch Aufschub benötigt, da ich der Lebendigkeit, der Dynamik und der Leidenschaft derzeit Vorrang gewähre?
Und so befinde ich mich wohl im kosmischen Wechselspiel der Polarität. In der Erkenntnistheorie spricht man von „sich gegenseitig bedingender Größen“, die in einem komplementären Verhältnis zu einander stehen. Was soviel heißt, dass alles sein darf und keinen Widerspruch in sich trägt.
Ja, man kann sich alles gut reden- das scheint auch eine meiner Eigenschaften zu sein.