Man weiß nicht genau, wann er geboren wurde und kennt auch nicht das Jahr seines Ablebens. Man schätzt seine Ankunft so einige Jahre vor Beginn unserer neuen Zeitrechnung und das Verlassen seiner Seele vom grobstofflichen Körper 30 Jahre später. Im Mittelwert wurde er 35 Jahre alt. Auch über seinen wahren Geburtsort streiten sich heute noch die Gelehrten, es könnte aber durchaus in Nazareth oder Betlehem gewesen sein.
Während Maria als Mutter ihres erstgeborenen Sohnes Jesus fast schon in Stein gemeißelt ist, ranken um seine Vaterschaft abenteuerliche Geschichten. Sie reichen vom außerehelichen Verkehr mit einem römischen Soldaten, über Josef bis zur Schwängerung vom Heiligen Geist, der so genannten Jungfrauengeburt. Davon ausgehend, dass diese göttliche Zeugung tatsächlich stattgefunden hat, auch weil Letzteres im Christentum präferiert wird, soll Jesus von rein göttlicher Natur sein. Bei den alten Griechen hätte es wohl nur zu einem Halbgott gereicht, der Verschmelzung eines Gottes mit einem nichtgöttlichen Wesen.
Was glaubt man sonst noch, über ihn zu wissen? Scheinbar sprach er Aramäisch, Hebräisch war in seinem Schaffensraum schon out. Sein Predigt- und Argumentationsstil war wohl rabbinisch, wobei es Historiker gibt, die davon ausgehen, er habe sogar eine Toraschule besucht. Das wäre dann auch das Fundament für seine Lese- und Schreibfähigkeit, die ihm zugesprochen wird, obwohl ihm dies damals unter normalen Umständen als Kind einer armen jüdischen Familie versagt war.
Auch über seine berufliche Karriere streitet man sich. Mit großer Wahrscheinlichkeit erlernte er einen Bauhandwerksberuf. Man spekuliert aber auch, dass er Fischer, Schäfer oder Bauer gewesen sein könnte.
Etwas später wurde er von Johannes getauft, dem historischen Ereignis guthin und betätigte sich selbst als Täufer, wohl wissend, dass ihn das gleiche Schicksal widerfahren würde, wie vielen Täufern vor ihm. Das verschaffte diesem Klientel aber auch einen Vorteil, da ein Täufer als Prophet galt, der laut Bibel durch seine Tötung als von Gott legitimiert galt.
Kommen wir zu seinem Wirken. Jesus war wohl eher ein geselliger Typ, der dem Fasten und der Askese nicht zugeneigt war, sich eher mit „Unreinen“ und seinen Jüngern als Tischgemeinschaften vergnügte. Seine Reisetätigkeit war überschaubar, vornehmlich in Galiläa, Judäa und Samaria. Er zog durch die Lande und verkündete das Reich Gottes, wobei er sich nebenbei auch als Heiler betätigte. Seinen Jüngern überließ er die Entscheidung selbst, ob sie sich vermählen oder auch nicht. Frauen gegenüber war er äußerst aufgeschlossen und half ihnen, wobei er keinerlei Unterschied machte, welchen gesellschaftlichen Status sie hatten.
Welche Rolle spielte dabei eigentlich Maria Magdalena? War sie seine Geliebte, eine seiner Jüngerinnen oder nur eine Hure, die sich mit ihm vergnügte? Ich tendiere zu Ersterem, da sie in den Evangelien immer wieder auftaucht, der Kreuzigung beiwohnt und ihn anschließend vergeblich einbalsamieren wollte, da er bereits auferstanden war.
Kommen wir zurück zu seinen Lebzeiten, in der er immer populärer wurde. Irgendwann jedenfalls war der Dorn im Auge von Pilatus zu schmerzhaft, Jesus als Widerstandkämpfer oder Konkurrent für das römische Reich nicht mehr tragbar. Und so kam, was kommen musste, seine Tötung. Über die stattgefundene Kreuzigungs-Prozedur, die am Karfreitag stattfand und Teil des Osterfestes ist, gehen die Meinungen auseinander. Unschön war sie allemal und zutiefst barbarisch. Er soll recht schnell gestorben und anschließend in einer Grabkammer beigelegt worden sein, wobei dessen Örtlichkeit bis dato ein Geheimnis ist.
Am Ostersonntag kam es zu seiner „Auferstehung“, einer Wiederbelebung, nach der er noch 40 Tage mit seinen Jüngern verbrachte. Dann fuhr er gegen Himmel, was bei uns bis heute tatsächlich Himmelfahrt genannt wird. 10 Tage später kam es zu Pfingsten „zur Ausgießung des Heiligen Geistes“, bei der seine Nachfolger mit besonderen Kräften ausgestattet wurden. Bleibt noch der Fronleichnam, der eine Woche nach Pfingsten zelebriert wird, bei der die Katholiken noch die Gegenwart Christi feiern.
Und das war der eigentliche Anlass dieses Artikels, um mir wieder einmal klarzumachen, was sich hinter dem Leben und Sterben von Jesus eigentlich verbirgt. Nach meiner Deutung, wenn er denn je gelebt haben sollte, war er jedenfalls ein feiner, bodenständiger Typ, demütig und großherzig.
Wenn er heute lebte, würde er bestimmt dem rechten Spektrum zugeordnet, als Spinner und Querdenker verschrien, als Verschwörungstheoretiker und Antisemit beschimpft werden. Er würde trotzdem seinen Weg gehen und den Weg der Wahrheit weiterverfolgen. Er würde die geistig Umnachteten und seine Feinde umarmen, sowie seiner Bestimmung nachgehen, dem Sinn seines menschlichen Daseins.
Und er wäre sicherlich amüsiert, wenn man sich heiter im Gelage austauschte und konnte bestimmt auch über sich selbst lachen. Über den Ulk auf alle Fälle: „Hatte Jesus eine Freundin? Klar. Als er durch die Wüste ging folgte ihm eine lange Dürre.“