Hier eine kleine Ansammlung mir sehr am Herzen gelegener Sprüche aus Hess´es Siddhartha. Ich hab schon einiges von ihm gelesen, meist wenig verstanden und auch abgelehnt. Aber Siddhartha sprach zu mir, seine Geschichte berührte mich, hat mich begeistert. Deshalb hier ein paar seiner Aussagen, die immerdar zeitlos daherkommen:
- Wir finden Tröstungen, wir finden Betäubungen, wir lernen Kunstfertigkeiten, mit denen wir uns täuschen. Das Wesentliche aber, den Weg der Wege, finden wir nicht.
- Nicht steht mir zu, über ein anderes Leben zu urteilen!
- Zu viel Wissen hatte ihn gehindert, zu viele heilige Verse, zu viele Opferregeln, zu viel Kasteiung, zu viel Tun und Streben!
- Wenn jemand sucht, dann geschieht es leicht, dass sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, dass er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur immer an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt: frei sein, offenstehen, kein Ziel haben. Du, Ehrwürdiger, bist vielleicht in der Tat ein Suchender, denn deinem Ziel nachstrebend, siehst du manches nicht, was nah vor deinem Auge steht.
- Und über kein Ding in der Welt weiß ich weniger als über mich, über Siddhartha.
- Bei mir selbst will ich lernen, will ich Schüler sein, will ich mich kennenlernen.
- Ich habe wieder einen Gedanken gefunden, Govinda, den du wieder für Scherz oder für Narrheit halten wirst, der aber mein bester Gedanke ist. Er heißt: „Von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr.“
- Schon konnte er die vielen Stimmen nicht mehr unterscheiden, nicht frohe von weinenden, nicht kindliche von männlichen, sie gehörten alle zusammen, Klage der Sehnsucht und Lachen des Wissenden, Schrei des Zorns und Stöhnen der Sterbenden, alles war eins, alles war ineinander verwoben und verknüpft, tausendfach verschlungen.
- Du zwingst ihn nicht, schlägst ihn nicht, befielst ihm nicht, weil du weißt, dass weich stärker ist als hart, Wasser stärker als Fels, Liebe stärker als Gewalt.
- Nichts war, nichts wird sein: Alles hat Wesen und Gegenwart.
- Die Liebe, oh Govinda, scheint mir von allem die Hauptsache zu sein. Die Welt zu durchschauen, sie zu erklären, sie zu verachten, mag großer Denker Sache sein. Mir liegt aber einzig daran, die Welt lieben zu können, sie nicht zu verachten, sie und mich nicht zu hassen, sie und mich und alle Wesen mit Liebe und Bewunderung und Ehrfurcht betrachten zu können.
- Harmonie, Wissen um die ewige Vollkommenheit der Welt, Lächeln, Einheit.
- Die Welt, Freund Govinda, ist nicht unvollkommen oder auf einem langsamen Wege zur Vollkommenheit begriffen: Nein, sie ist in jedem Augenblick vollkommen.
Nachwort: ...und über jeden dieser Blöcke könnte ich jetzt seitenweise Abhandlungen schreiben...