JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse

Einer unserer bekannten, in Stuttgart geboren Philosophen namens Hegel (1770-1831) brachte es auf einen Nenner, was es so mit der Welt auf sich hat: "Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks. Die Perioden des Glücks sind leere Blätter in ihr.“ Ich glaube, er meinte damit indirekt, daß es nicht das Außen wäre, an dem man sich orientieren sollte, sondern das Innere und damit die Selbstermächtigung über unser Leben.
Ja, wir leben einer Welt, deren Herzschlag gefühlt jeden Tag schneller schlägt und wir nur noch hinterherhecheln, kaum mehr hinterherkommen. Staunend und etwas verwirrt beobachten wir die Geschehnisse und Mitmenschen um uns herum. Wir versuchen dabei verzweifelt zu verstehen, warum das große Erwachen ausbleibt, die Hintergründe der scheinbar hypnotisierten Herde zu ergründen. Und wir haben hierfür etliche Axiome gefunden, was uns aber nicht weiterbringt, den vom Schlaf Befallenen aufzuwecken.
Der heimtückische, chinesische Fluch: „Mögest du in interessanten Zeiten leben.“ scheint gerade in Erfüllung gegangen zu sein, denn wir erleben derzeit außergewöhnlich bewegte Zeiten. Das Interessante daran ist, dass der etwas Aufgeweckte, zu denen ich mich auch zähle, all diese Ereignisse, Mechanismen, Phänomene, Schauspiele und Vorfälle unverblümt sieht. Er nimmt sie wahr, als das, was sie sind, versteht sie sogar einzuordnen, versteht den großen Gesamtzusammenhang. Und trotzdem muss er mehr oder weniger hilflos zusehen, wie sich die Welt sich gerade zerstört.
Die Frage, der wir wachen und „scharfsinnigen“ Menschen uns wohl stellen müssen, ist die, wer jetzt überhaupt ein Problem an der Backe hat.
Ist es nicht so, dass die allermeisten der Erdenbürger all die Dinge, wie C-Krise, Klimawandel, kriegerische Auseinandersetzungen oder Völkerwanderung als völlig normal ansehen? Dass sie sehr wohl etwas ängstlich in die Zukunft blicken, aber eine Art von Urvertrauen haben in die Instanzen wie Politik, Medien und Wissenschaft.? Dass sie ihr Leben größtenteils relativ gut managen, ob in Armut oder Reichtum? Dass sie zufrieden sind, weil alles viel schlimmer hätte kommen können und sie die Hoffnung auf eine gute Zukunft trägt?
Mit dieser Sichtweise muss man ganz klar konstatieren, dass dieses Klientel größtenteils keine Probleme hat mit dem, was sich vor ihren Augen abspielt, einmal ganz davon abgesehen, ob sie die Fähigkeit des Erkennens überhaupt besitzen oder nicht.
Wer hat dann das Problem? Wer schlägt sich tagtäglich mit all diesem Ungemach herum und kreiert tausend Pläne, aus seinem Zustand auszubrechen? Wer beschäftigt sich damit, dem „System“ die Energie zu entziehen, umzusiedeln in ferne Länder, immer unter dem Radar zu bleiben oder von einer Demo zur nächsten zu wandeln.
Wenn wir ehrlich zu uns sind, müssen wir eingestehen, dass wir das Problem haben. Wir sind die Aliens unter den Menschen, wir sind die Sehenden unter den Blinden. Und auch hier möchte ich Platons Höhlengleichnis in den Raum werfen: Was nützt es uns, den Durchblick zu haben, wenn der gemeine Muggel seine kleine Welt mit allen Mitteln verteidigt und uns als seine Gegner ansieht, die man bekämpfen muss?
Was bleibt, ist die Einsicht und daraus die Erkenntnis der Selbstbefreiung, dass wir selbst die Lösung suchen müssen, die für uns die Richtige ist- und das im Rahmen unserer individuellen Möglichkeiten.