Heute habe ich das Bedürfnis, einmal über etwas banal Weltliches zu reflektieren und zwar über das sechste/siebte und zehnte Gebot der heiligen Tafeln, genannt Gebote. „Du sollst nicht Ehebrechen“, bzw. „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.“ Ja, das klingt sehr einleuchtend, dass man sich aber trotzdem fragen darf, warum Gott allein schon für diese Thematik zwei in Stein gemeißelte Gebote erlassen hat- von 10.
Nun, heute quälen wir uns abendländisch geprägten Gläubigen oder Ungläubigen zu gewissen Zeiten damit, da wohl niemand davor gefeit ist, sich damit in irgendeiner Weise auseinanderzusetzen. Wir sind geprägt hiervon und können diesen Strick oftmals nicht einfach von uns reißen. Da existiert das Bewusste, das Unbewusste und das Nichtbewusste, da spaltet man sich in vielfältigster Form ab von den Geboten. Eigentlich sollen diese das Leben einfacher gestalten und Klarheit schaffen im Umgang mit anderen Menschen. Da der Bewusstseinszustand, der Intellekt und die Herzens-Ausprägung eines Jeden von uns individuell ist, werden diese beiden Gebote sehr unterschiedlich interpretiert und gelebt.
Fangen wir einmal bei den unterschiedlichen Geschlechtern an, ganz simpel der Mann, der heute noch gewisse Hoheitsrechte pflegt und dem bestimmte Rechte zugestanden werden- und das in beiden großen Kirchen. Selbst Luther gab die Empfehlung des Ehebruchs, falls sich die Frau verweigern sollte, ihrer Pflicht nachzukommen. Zitat: „Will die Frau nicht, so komm’ die Magd! (aus Tischreden, Luther Deutsch, Band 9, Weimar 1914, Nr. 272).
Aber wollen wir jetzt das Gefilde der zurückliegenden Epochen verlassen und uns ins Heute begeben. Was hat sich in unseren Köpfen geändert seit damals. Ich stelle die Behauptung auf: Nichts, absolut nichts. Da ist die Partnerschaft / Ehe, und da ist das Bedürfnis- temporär oder immerdar – nach fremden oder bekannten „Fleisch“. Und schon sind wir in dem Gewirr der Begriffe, Beispiel „Fremdgehen“. Fremdgehen können eigentlich nur zwei Fremde, die sich zufällig über den Weg gelaufen sind- wenn ich es einmal so profan ausdrücken darf. Zwei Fremde, die sich dann spontan verabredeten, eine Körperlichkeit zu frönen. So ist für mich alles Andere ein „Bekanntgehen“- zwei Bekannte kommen zusammen zum Liebesspiel.
Aus dieser Sichtweise kann man sehen, wie banal sich das eigentlich darstellt. Zwei (bleiben wir einmal bei dieser Zahl) Menschen begegnen sich, haben Freude miteinander und trennen sich wieder, jeder geht danach wieder in seine Welt. Wenn sich zwei Fremde begegnen und sich darauf verabreden, sich nach dem Akt wieder unverbindlich zu trennen, scheint das noch simpel zu funktionieren.
Wenn sich aber zwei Bekannte aufeinander einlassen, wird es so richtig kompliziert. Allein die beiden unterschiedlichen Sichtweisen und Befindlichkeiten für das „Bekanntgehen“ können unendlich viel Stress und Leid verursachen. Die daraus resultierende Abhängigkeit ist eine Variable gegen Unendlich. Und da sich Befindlichkeiten, wie beispielsweise das Verliebtsein, ändern können, ist der Hormonspiegel eine Unbekannte der Zukunft.
Stellen wir uns einmal vor, es begegnen sich zwei bekannte Menschen, beide in festen Beziehungen verankert und empfinden große Zuneigung. Es kommt zum Akt. Jeder geht wieder in sein System. Dann sind da plötzlich Gewissensbisse, ein schlechtes Gewissen sozusagen, Angst der Enttarnung, Vorfreude auf ein nächstes Mal und immer, wenn du Kontakt zu deinem Partner hast, dieses komische Gefühl des Unrein seins. Jetzt gibt es Menschen, die können das so locker, meist die unterste Bewusstseins-Kaste. Die haben damit kein Thema. Aber alle anderen setzen sich damit intensiv auseinander und erleben ein Wechselbad der Gefühle. Aber jetzt bin ich schon zu weit gesprungen.
Ich will eigentlich auf etwas völlig anderes hinaus und zwar auf die Frage: Ab wann schadet das Begehren, ab welcher Form des Begehrens? Schadet man sich oder Anderen schon mit Gedanken, mit seiner Phantasie, im Geiste sozusagen, ohne Körperlichkeit? Mit Dingen, die nur im eigenen Kopf entstehen und gedeihen? Ich meine, ein klares „Nein“. Was ich mit mir ausmache, ist meins und wenn ich selbst damit klarkomme, schade ich weder mir noch Zweiten/Dritten.
Dann kommt das Wort, die verbale Kommunikation. Um hier niemanden zu schaden, muss man Regeln aufstellen. Regeln, die beherrschbar sind.
Und dann kommt der Körper.
Und jetzt höre ich auf, da hierzu schon unzählige Bücher geschrieben wurden, viele Therapeuten davon partizipieren und ich heute noch einiges erledigen muss- „auf die Liebe“.