JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse

Auf der griechischen Insel Korfu mit gerade einmal 585 Quadratkilometer wachsen so um die 4 Millionen Olivenbäume, welche man im 13 Jahrhundert unter der Herrschaft der Venezianer begann anzupflanzen. Heute gibt es unzählige Familien, die sich um die Ernte und deren Verarbeitung kümmern, meist in aufwendiger Handarbeit.
Wie sieht der typische Herstellungs-Prozess jetzt aus von korfiotischem Olivenöl? Nun; zu aller erst müssen die Oliven vom Baum geschüttelt und mittels Plastiknetzen, die rund um die Bäume liegen, aufgefangen werden. Danach werden sie in Behältern an Sammelstellen abgegeben oder direkt zum Verarbeiter gebracht. Dort werden die Oliven gewaschen und von Unrat befreit. Danach werden sie zermalmt und anschließend mit 3500 Umdrehungen zentrifugiert.
Die einzelnen Schritte sind exakt miteinander abgestimmt und bedürfen jeweils unterschiedlicher Ruhephasen zur Geschmacks-Entfaltung. Der Press-Vorgang ist Geschichte, und somit wäre die Bezeichnung „kalt gepresst“ für diese Art von Herstellung falsch. Unter Kennern spricht man deshalb von Extraktion, wobei es sehr unterschiedliche Olivenöl-Qualitäten gibt. Die höchste Qualität darf sich „Natives Olivenöl extra“ oder „Extra Virgin Olive Oil, Güteklasse 1 nennen.
Diese stammt von noch relativ unreifen, grünen Oliven, die schon Ende Oktober und bis November verarbeitet werden. Natürlich sind Chemie und Wärmebehandlung bei deren Produktion absolut tabu. Diese Oliven werden auch speziell ausgesucht und haben einen Gehalt an freien Fettsäuren weit unter 0,5 Prozent. Erlaubt sind maximal 0,8 Prozent.
Die später geernteten Oliven werden mit dem gleichen Verfahren hergestellt. Durch die Reife ergeben sich aber niedrigere Qualitäts-Stufen, die bei uns zum Verzehr freigegeben sind. Da gibt es das „Natives Olivenöl“ (Virgin Olive Oil, Güteklasse 2) mit einem maximalen Gehalt von 2 Prozent an freien Fettsäuren. Ab Güteklasse 3 kann man davon ausgehen, dass es sich bei diesen Olivenölen um Mischungen aus raffiniertem und kaltgepresstem Olivenöl handelt. Die Güteklasse 5 ist die niedrigste Qualitätsstufe, die noch zum Verzehr freigegeben ist.
Jetzt kann man davon ausgehen, dass es bei der Herstellung von Olivenöl nicht immer mit rechten Dingen zugeht, da hier massig Geld umgesetzt wird. Echte Kenner und spezielle Händler lassen es sich deshalb nicht nehmen, bei der Produktion „ihres“ Öles dabei zu sein, verkosten es und lassen es labortechnisch untersuchen.
Jetzt stellt sich die Frage, ob dieser ganze Aufwand überhaupt gerechtfertigt ist. Ist gutes Olivenöl wirklich so gesund, dass man dafür gerne etwas tiefer in die Tasche greift? Nun, beim Verzehr tut man sich wirklich etwas Gutes in Form einfach ungesättigter Fettsäuren und mehrfach gesättigter Fettsäuren, die für den Körper essenziell sind (Omega-3-Fettsäuren, Linolensäure und Eicosapentaensäure) in ihrer besonderen Zusammensetzung. Es ist deshalb besonders wertvoll für unser Herz-Kreislauf-System, senkt den LDL-Cholesterin-Spiegel und schützt vor Arterienverkalkung und Arteriosklerose.
Dann sind da noch zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe, die entzündungshemmend und antioxidativ wirken. Zu guter Letzt enthält gutes Olivenöl zahlreiche Mineralien und Vitamine, insbesondere große Mengen an Vitamin E, welches ein Bestandteil der Membranen aller Körperzellen ist. Um diese zu versorgen, sollte man täglich 100 Gramm Olivenöl zu sich nehmen.
Aber wer tut das schon? Und wenn, dann sollten die zugeführten 884 Kilokalorien natürlich auch im Auge behalten werden. Sonst kann es dir passieren, dass du auf die rhetorische Frage, ob du dein Idealgewicht über all die Jahre beibehalten konntest, nur antworten kannst, dass du es nicht nur behalten hast, sondern sogar verdoppelt.