Manchmal geschieht einem etwas Unerwartetes und Unvorhergesehenes, das wir als Zufall interpretieren, etwas, worauf wir scheinbar keinen Einfluss hatten. Dabei wird leicht vergessen, dass sich eigentlich nichts ohne Ursache ereignet.
Im Gegensatz hierzu steht die Auffassung des Determinismus, bei der Zufall nicht existiert, bei der alles vorbestimmt ist. Diese Perspektive hat sich in letzter Zeit stark aufgeweicht, was auch der Chaostheorie und Quantenmechanik zu verdanken ist.
Aber bleiben wir beim Zufall, einem Geschehnis ohne determinierten Hintergrund. Aus spiritueller Sichtweise handelt es sich dabei um eine Art „Fügung“, die der göttlichen Ordnung unterliegt und damit deren Sinnhaftigkeit bestätigt.
Ist es nicht generell so, dass sich Dinge im Leben eines Menschen ereignen, die exakt auf dem Mechanismus „Ursache und Wirkung“ basieren? Dies zu erkennen, einzugestehen und damit den Schleier der Verwirrtheit abzulegen, scheint mir ein Ausweg zu sein.
Dann beginnt das eigentliche Wagnis, das Leben zu entdecken. Man spricht davon, dass das Leben ein einzigartiges Abenteuer sei- und wir mittendrin als Hauptakteure. Und für unser Dasein ist es auch so, dass wir uns in unserer derzeitigen Zustandsform durchs Leben schlagen oder dem dargebotenen Rummel gleichmütig begegnen.
Wer neugierig und mit Bedacht durch die Lande pilgert, etwas vom Kelch der Erkenntnis getrunken hat, der sieht oftmals die Zusammenhänge, welche zum „Zufall“ geführt hatten. Oftmals liegt der Hintergrund hierfür im Dunkeln, versteckt sich dort und will nicht aufgefunden werden, des Seelenheils wegen.
Die Frage, die man sich dann stellen darf, ist, ob der Zeitpunkt dafür geeignet wäre, die Quelle dieser Ursache jetzt zu ergründen. Manchmal ist man noch nicht bereit, sich der Wahrheit hinter dem Geschehnis zu stellen, da die daraus resultierenden Folgen enorm wären. Dazu kommt die unkalkulierbare Gefahr des Zwiebeleffekts, meine Wortschöpfung für das Unbill, das einem widerfahren kann: Wenn man eine psychische Schicht löst und dabei auf die nächste stößt, die ganz andere Auswirkungen haben kann. Und was geschieht bei der Übernächsten?
Aber in den meisten Fällen können wir getrost in die Tiefen tauchen und uns dort umschauen. Und je nach Erkenntnis- und Bewusstseins-Stand begegnen wir dort allen möglichen Dingen, die uns manchmal unbekannt erscheinen, einen aber auch gelegentlich auf die richtige Spur führen. Bevor ich jetzt weiter theoretisiere, hier ein anschauliches Szenarium:
Du bist mit einem Fahrzeug unterwegs und wirst in einen Unfall verwickelt, bei dem du glücklicherweise nur Blechschaden davongetragen hast. Unabhängig von der Schuldfrage hat dieser Unfall einen Grund, dessen Auswirkung der verursachte Schaden war. Wenn man dazu noch die persönlichen Befindlichkeiten von Unachtsamkeit, Abgelenktheit, Drogengenuss, Stress oder körperliche Beschwerden aller Beteiligten außer Acht lässt, führen einen die „Zufälle“ in die Nähe der wahren Ursache.
Wobei die persönliche Erkenntnis, warum sich dieser Unfall überhaupt ereignet hat, sehr individuell ausfallen dürfte. Das Spektrum beginnt mit scheinbar belanglosen Begründungsmodellen und endet in Glaubensausrichtungen aller Art. Und dabei bitte nicht das Karma zu vergessen, bei dem alle Handlungen unweigerlich Folgen haben, auch die aus früheren Leben. Aber das ist Glaubenssache und muss nicht das Maß aller Dinge sein.
Aus der Perspektive von Tieren sei hier noch von einer Unterhaltung zu berichten, die ebenfalls vom Zufall handelt: Begegnen sich zwei Weinbergschnecken. Die eine hat ein blaues Auge. Fragt die andere: „Was ist denn passiert?“ Antwortet sie: „Keine Ahnung wie, aber plötzlich kam da ein Pilz aus dem Boden geschossen...“ Sei dahingestellt, ob sich das so abspielte, für uns Menschen gelten andere Regeln.
Marie Freifrau Ebner von Eschenbach aus Österreich brachte es wunderbar auf den Punkt: „Der Zufall ist die in Schleier gehüllte Notwendigkeit.“