Seine Finger, sprich Nervenzellen, hat er in fast allen Bereichen im Spiel, sowohl bewusst wahrnehmbar, als auch vegetativ, sprich unwillkürlich. Er gehört zum Parasympathikus, in dem in unserem Nervensystem die Ruhe angesiedelt ist und wurde damals Vagus benannt, der „Umherschweifende“. Das trifft nicht unbedingt den Kern der Sache, ist aber zweitrangig. Wesentlich scheint mir vielmehr, dass er sich mit dem Hirnstamm, der Verlängerung zwischen Rückenmark und Gehirn, austauscht. So sendet der Vagus deren Botschaften an Herz, Lunge und Magen-Darm-Trakt weiter und empfängt wiederum von dort Signale, die er ans Gehirn weiterleitet.
Diese Informationen basieren auf Empfindungen und Emotionen, der Basis unserer Bauchgefühls, was man auch „emotionale Intelligenz“ nennt. Derselben schreibt man in der Psychologie sogar eine höhere Wertigkeit als der kognitiven Zentrale des Verstandes zu.
Kann man nun den Vagus positiv beeinflussen, vor allem in der heutigen, gestressten Zeit, bei welcher der Sympathikus zumeist die Oberhand hat? Ja, man kann, und zwar über die Augen- und Kehlkopf-Zungennerven, die man mittels einer speziellen Meditation erreicht.
Die Auswirkungen wurden folgendermaßen dokumentiert:
- Senkung des Cortisolspiegels um bis zu 23%, der sonst zu Bluthochdruck, Verminderung der Gedächtnisleistung und zu Hautalterung führt
- Hormonsteigerung von DHEA, unserem Jungbrunnen
- Reduktion einer bestehenden Arteriosklerose
- Steigerung von Dopamin um bis zu 65%, unserem Glücks- und Leistungshormon
- Auflösung der Verspannungen von Sehnen-Muskel-Ketten, vor Allem bei Rückenbeschwerden
- Neubildung von Nervenzellen im Gehirn
- sowie die typischen Begleiterscheinungen einer jeden Meditation
Zudem hat man festgestellt, dass es eine Verbindung zwischen unserem Immunsystem und dem vegetativen Nervensystem gibt, bei dem der Vagus eine wesentliche Rolle einnimmt.
Letztendlich geht es aber um das Gleichgewicht des Stressnervs Sympathikus und dessen Gegenspieler Parasympathikus, dem Hüter des inneren Friedens. Beide regeln auch die Funktionen von Herz, Atmung, Augen, Stoffwechsel, Darm, Bauspeichel- und Schweißdrüse, sowie Harnblase auf unterschiedliche Art und Weise.
Ein Bekannter erzählte mir einmal von einer Begebenheit, die er zufällig mitbekommen hatte, als er im Wartezimmer seines Hausarztes saß und einer Unterhaltung beiwohnte, da die Behandlungstür etwas geöffnet war. Ein älterer Herr so um die 80 Jahre erzählte dem Doktor, dass er nächste Woche noch einmal heiraten würde. Auf die Frage, wie alt seine Braut denn sei, antwortete der Alte: „18 Jahre“. Etwas verblüfft antwortete der Doktor: „Meine Güte. Aber ich muss Sie warnen, zu viel Sex kann tödlich enden!“ Daraufhin entgegnete der Alte: „Gut, wenn sie stirbt, dann stirbt sie halt.“
Vom Wahrheitsgehalt dieser Geschichte einmal abgesehen, vermute ich einmal, dass der Alte wohl zeitig mit der Vagus-Meditation begonnen hat und bestimmt noch viele schöne Stunden vor sich hat.