Alle drei Jahre findet die PISA-Studie der OECD statt. Und falls dir der Begriff „PISA“ eher wie ein böhmisches Dorf vorkommt und du mit Böhmen so deine geografischen Probleme hast, dürfte dieser Artikel schon an die Grenzen deines geistigen Potentials gekommen sein. Früher sagte man „Sitzen, Sechs“, was dazu führte, dass man die Klasse nochmals wiederholen durfte. Heute gibt es durchgeschleuste Abiturienten, die mit dem Dreisatz bis zuletzt haderten und jetzt froh sind, endlich studieren zu können.
Unser Bildungsniveau in der BRD ist in den letzten Jahren rapide gesunken, was man am Ranking der PISA-Ergebnisse festmachen kann. In allen drei Kategorien „Lesekompetenz, Mathe und Naturwissenschaften, bei denen die Schulleistungen der meisten OECD-Staaten untersucht werden, waren wir schon im Jahr 2018 auf niedrigem Level. Im Jahr 2022 unterboten wir dieses nochmals um einige Prozentpunkte und lagen international auf Rang 21/24/22, was einem Mittelwert von 22,3 entspricht.
Da man an der Verblödung unsere Kinder und unserem Bildungssystem festhält und diesen Umstand öffentlich toleriert, wird dem jetzt endlich Rechnung getragen. Kluge Leute des öffentlich-rechtlichen Rundfunks haben eine Sendung kreiert namens „Nachrichten in einfacher Sprache“, die täglich um 19 Uhr auf tagesschau24 ausgestrahlt wird. Parallel kann man sie auch bei tagesschau.de, in der tagesschau-App, ARD-Mediathek und auf YouTube bewundern.
Leider richtet sich dieses Format eigentlich nicht oder noch nicht an Heranwachsende, sondern an Erwachsene, die in der BRD leben. Laut LEO-Studie aus dem Jahr 2018 sollen unter uns circa 17 Millionen 18- bis 64-Jährige Probleme damit haben, komplexe Texte zu verstehen. Und die will man erreichen und ihnen darüber klaren Wein einschenken, was in der Welt so vor sich geht. Das wahre Kalkül, das sich dahinter verbirgt, könnte aber nach Hinten losgehen, ähnlich wie bei der letzten EU-Wahl, bei der man geglaubt hatte, dass die 16-jährigen Neuwähler schon das richtige Kreuzchen machen würden.
Wer sind denn jetzt diese 17 Millionen, die unter uns walten? Bei knapp 84 Millionen Einwohner wären das nach Adam Riese fast 20 Prozent. Also jeder Fünfte hat nach der Studie ein „Vierte-Klasse-Niveau oder schlechter“- man höre und staune. Wie hieß nochmal das Volk der Dichter und Denker?
Gut, das Problem mit Menschen, die auf einer anderen Wellenlänge agieren, mag vielschichtig sein. Die Lösung aber, die man jetzt hervorzaubert, schmerzt mich, da sie die Wurzel des Übels ignoriert oder bewusst von sich weist. Bildung kann man nach meiner Ansicht nicht mit Unbildung bekämpfen, sondern mit Bildung. Hieß es bei uns nicht früher einmal, dass das eigentliche Kapital eines Landes die Menschen sind?
Nun, heute sind wir vielfach auf dem geistigen Horizont der Teletubbies und das scheint ganz im Sinne der politisch Verantwortlichen zu sein, da man Doofe einfach besser lenken kann. Die glauben den Leitmedien alles über 9/11, Corona oder CO2 als Ursache des Klimawandels, wobei sie da oftmals mit unseren Intellektuellen Hand in Hand gehen und sich dabei nix nehmen.
Da fällt mir ein passender Vorgang ein, der so tatsächlich stattfand. Vor Kurzem war ich beim Schuhmacher, um ein Paar Latschen besohlen zu lassen. Vor mir ein älterer Herr, so um die 60 Jahre, der seine reparierten Schuhe abholen wollte. Auf die Frage des Schusters, ob er sie einpacken solle, antwortete der Herr, nein, das wäre nicht notwendig. Er hätte eine Flasche dabei. Das muss wohl einer der 17 Millionen gewesen sein, wobei nicht unbedingt repräsentativ für die tatsächlich dumpfe Masse. Ich half ihm später dann noch über die Straße und machte mich dann selbst auf den Heimweg, wobei ich mir den Spaß nicht nehmen ließ, jeden Fünften etwas näher zu betrachten.