JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse


Ich „glaube“, wenn das Vaterunser in der heutigen Zeit geschrieben würde, dann wäre dort bestimmt auch ein Passus über unseren Umgang mit dem Smartphone / Handy. Es ist allseits bekannt, welche Auswirkungen dieses Instrument mit sich bringt und welche Gefahren es in sich birgt. Gefahren, die man nicht einfach wegwischen kann.
Vergessen wir einmal die Strahlenbelastung, die, je nach Gebrauch und Modell, extreme gesundheitliche Beeinträchtigungen mit sich bringt, natürlich auch abhängig vom Einstiegsalter des Nutzers und seinen individuellen Empfindsamkeiten.
Vergessen wir auch einmal das Spektrum der totalen Überwachung, zu dem Edward Snowden einmal gesagt haben soll, dass es kein besseres Instrument der Spionage gibt, als das Handy. Zumal die Sensorik, die heute in nahezu allen Modellen Standard ist, Möglichkeiten bietet, welche der Phantasie keine Grenzen setzt. Als belangloses Beispiel hierfür sei erwähnt, dass die Micro-Abstellung, der Flugzeugmodus, sogar das Abschalten des Geräts keinen echten Schutz bietet, trotzdem jederzeit abgehört zu werden. Und es soll doch tatsächlich noch Menschen geben, die ihr Handy im unmittelbaren Bereich ihres Bettes platzieren!!! Was geht dort in ihm vor, glauben zu müssen, in der Nacht, während des Schlafens, erreichbar zu sein?
Und damit kommen wir in den Bereich, den ich ein bisschen ausleuchten möchte- unser Suchtverhalten. Es gibt wohl unendlich viele Süchte, die aufzuzählen, ganze Regalwände füllen würden. Eine besonders gefährliche Sucht ist das Handy. Zu Beginn gewöhnen wir uns recht schnell an die neue Art der Kommunikation, die sozialen Netzwerke.
Parallel erleben wir, dass das gesamt Weltwissen jederzeit abrufbar ist, die Zeit der fetten Bücher abgelaufen zu sein scheint durch eBooks, aktuelle Nachrichten und das Wetter immer verfügbar sind. Es gibt Apps für jede erdenkliche Nutzung, Fernsteuerung von Heizung und Rollläden, Babyphone und jegliche Art von Ablenkung, bis hin zu virtuellen Welten, aus denen man nicht mehr in die Wirklichkeit eintauchen möchte.
Das macht etwas mit uns, mit unserem Gehirn, mit unserem gesamten Wesen, auch wenn wir dies ständig von uns weisen. Der Einfluss des Handys ist enorm und dessen Tragweite nicht absehbar, zumal die Abhängigkeit immer extremer wird.
Ich will nur ein Beispiel „von Millionen“ nennen, um zu verdeutlichen, wo wir heute stehen: Bei meiner täglichen Beobachtung junger (oder scheinbar junggebliebener alter) Menschen, die die sozialen Netzwerke nutzen, hat eine kurze Unterbrechung der Verbindung fatale Folgen. Nehmen wir nur einmal 1 Stunde offline an. In dieser Stunde häufen sich die Verbindlichkeiten der nicht angenommenen Kontaktversuche mit den hunderten von Freunden mit zwanghafter Rückkopplung dermaßen an, dass dies in puren Stress ausarten kann, wenn man wieder online ist und die Freunde besänftigen muss, warum man nicht sogleich geantwortet hat.
Weiter will ich heute gar nicht gehen, zumal wir alle unsere Gründe haben, dieses Teil zu nutzen, und sei es nur zum Telefonieren. Aber, es sei mir eine Bitte erlaubt: Vergiss doch ab und zu dein Handy, lass es beim Spazierengehen zuhause und sei dir gewiss, nichts zu verpassen, wenn es nicht immer verfügbar ist. Versinnbildlicht sei hier der Feuerwehrmann mit einem Funkgerät in Notbereitschaft. Heute scheinen wir alle in Notbereitschaft, im ständigen Sympathikus zu sein! Und was den Umgang des Handys im Bette anbelangt. Schalte es bitte einfach aus und lade es in einem anderen Raum des nachts, dir und deiner/m Geliebten zuliebe. Die Liebe, Gesundheit und ein erholsamer Schlaf werden es dir danken.