JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse


Heute möchte ich einmal wieder auf die Gefühlsebene emporsteigen, den Verstand weit hintenanstellen, welcher sonst gerne mitplappern möchte. Es geht mir um das sich Hingeben an das Leben, in dieses Gefühl der Verbundenheit mit dem, in was man gerade eintaucht. Und das kann vieles sein. Eine kleine Auswahl: Eine Blume, ein Märchen, ein Musikstück, ein Gewahrsein, eine Freude, ein Lächeln. Es können lichtblitz-artige Momente sein, aber auch anhaltend tiefe Geschehnisse.
Die kurzen Momente des sich Hingebens kennen wir alle. Sie beglücken uns in schönen Stunden, wir heißen sie willkommen. Und wenn wir sie nicht festhalten, sondern ihnen fließend begegnen, ist unsere Empfindung wie ein weites Tor, als wenn wir durch eine Wiese gehen und uns jede Blume auf unserem Weg beglückt. Wir reißen sie nicht aus, um sie zu konservieren, nein, wir ziehen an ihnen vorüber mit einem stillen Lächeln.
Und dann sind da noch die Geschehnisse, die länger andauern, eine Art Verzückung, in der man vollkommen offen ist für das sich einem Anbietende. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Begegnung mit einem Menschen, den man liebt. Sagen wir einmal, man hat sich eine Zeit lang nicht gesehen (Das können Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Monate und Jahre sein!). Man trifft sich, sieht sich in die Augen, umarmt sich, vielleicht ein Kuss. Und dann stellt sich spontan das Gefühl ein, dass man angekommen ist, man fühlt sich richtig. Nach diesem Begegnungs-Moment verblasst nichts, alles was dann erfolgt, darf so sein.
Ich stelle es mir gerade so vor, als wenn diese zwei Menschen in einer kleinen Nussschale sitzend ein Bächlein hinuntertreiben, ein ruhiges, sicheres Bächlein, aber mit allem, was das natürliche Bachbett so bietet. Und dieses „sich Treiben lassen“, das „sich Hingeben“ geschieht einfach, man lässt es geschehen. In diesem Zustand sind keine Zweifel, keine Irritationen, es ist alles richtig, die Welt da draußen hat keinerlei Einfluss mehr auf das gerade Geschehende. Die Zeit bleibt in diesem Moment stehen, in diesem gemeinsamen Moment hat sie keine Relevanz.
Was passiert aber, wenn sich einer der beiden Menschen, die sich begegnen, auf der Verstandesebene befindet. Dann löst sich der Schleier der Glückseligkeit des sich Hingebenden auf und verpufft in Verwunderung, Schmerz oder Trauer. Der sich Hingebende spürt die Nichtverbundenheit, selbst dann, wenn er sie nicht unmittelbar wahrnehmen möchte.
Wohl dem, der es zuweilen schafft, den Verstand außen vor und dem Herzen dem ihm gebührenden Raum zu lassen, um sich dem Leben und seiner Liebe hingeben zu können.