JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse


Da gibt es einen Aphorismus, einen Sinn-Spruch oder eine Lebensweisheit, den ich vor Jahren einmal gehört habe und nun versuchen werde, hinter sein Geheimnis zu kommen: „Jeden Morgen erwacht in Afrika eine Gazelle. Sie weiß, dass sie schneller laufen muss als der schnellste Löwe, wenn sie am Leben bleiben will. Jeden Morgen wacht ein Löwe auf. Er weiß, dass er schneller laufen muss, als die langsamste Gazelle, wenn er nicht verhungern will. Egal, ob man ein Löwe ist oder eine Gazelle: Sobald die Sonne aufgeht, muss man laufen!“
Dieses Zitat wird den verschiedensten Verfassern zugeschrieben, von Heinz Dürr, ein Großunternehmer, der Ende 2023 gestorben ist bis Scheich Muhammad ibn Raschid Al Maktum. Letztlich ist es Einerlei, geht es mir nur um die Klärung und Bedeutung.
Beginnen wir mit den dargebotenen Fakten. Laut Evolutionstheorie frisst der Stärkere den Schwächeren, je nach Entwicklungs-Hierarchie mit entsprechenden Strategien. Der Schwächere kreiert ebenfalls Taktiken, um bestehen zu können gegen seinen Gegner. Er schließt sich mit anderen zusammen, kooperiert mit dem Stärkeren, opfert sich, um seinen Gefährten das Überleben zu sichern oder tarnt sich.
Ähnlich scheint es bei uns Menschen zu sein. Jedenfalls bei denen, die das Spiel da draußen nicht verstanden haben und glauben, sich einen Platz an der Sonne erkämpfen oder ständig ums Überleben kämpfen zu müssen. Auch hier mannigfaltige Strategien auf beiden Seiten, ob in der Arbeitswelt für die nächst höhere Anstellung oder im Privaten, um im Balztanz die besseren Karten zu besitzen.
Von Kindesbeinen an daran gewöhnt, im Wettbewerb zu bestehen und als Sieger hervorzugehen, immer gewappnet für die nächste Schlacht, um sich am Ende des Krieges selbst die Krone aufzusetzen. Im anderen Fall verlorene Schlachten durch Kompensation auszugleichen. Im schlimmsten Fall sich über Schwächere zu stellen und sich an ihnen zu vergehen. Auch hier sind die Auswüchse und Perversionen variantenreich.
Wie kommt man jetzt aus dieser Endlosschleife, wenn man erkannt hat, dass diese Art von Lebensweg ins persönliche Verderben führt, selbst wenn man sich ursprünglich unter den glücklichen Gewinnern wähnte. Wenn man begriffen hat, dass sowohl die Ersten, als auch die Letzten, von den Hunden gebissen werden.
Ich denke, zu aller erst gilt es zu durchdringen, wo man heute steht, ehrlich mit sich ins Gericht geht, seine Auswüchse durchschaut und versucht, sich so zu akzeptieren, wie man ist. Da ist nun Mal der Ist-Zustand mit all seinen Höhen und Tiefen. Es bedarf somit der intensiven Erforschung seines Wesens, die bei Wahrhaftigkeit zu klarer Selbsterkenntnis führen kann und damit zur Befreiung des kleingeistigen Käfigs, den man sich selbst geschaffen hat.
Als Nächstes genügt wortwörtlich ein einziger Schritt, um aus dem Hamsterrad herauszutreten. Dann besitzt der oben benannte Aphorismus wohl seine ihm zugedachte Bedeutung, ist aber für einen Selbst nicht mehr relevant. Lass die Narren dieses Spiel spielen und lach auch nicht mit ihnen, da du dann selbst immer noch ein Narr sein wirst. Das Leben ist einfach zu bedeutsam, um es zu verspielen und mit ein bisschen Mut, kannst man seine eigenen Spielregeln definieren und anwenden. Und lasst uns niemals vergessen: „Sapere aude", wage es, weise zu sein.