Ralph Emerson versuchte sich, wie viele bedeutsame Persönlichkeiten, ebenfalls mit der Definition von Intuition und sah sie als „die Seele des Wissens“, wobei seine Auslegung von „Wissen“ eine wohl ganz besondere sein dürfte. In der heutigen Zeit, in welcher der rationale Verstand die Oberhand über alles Tun bestimmt, spielt Intuition nur noch die zweite Geige. Sie wird abgetan als vorwiegend weibliches Element oder verächtlich dem „sechsten Sinn“ zugeordnet. Was ist Intuition aber wirklich?
Es ist vor Allem dieses Bauchgefühl, eine Art innerer Stimme, die uns sowohl von Geburt gegeben ist, als auch durch Erfahrungen im Außen wirkt. Sie ist zumeist spontan, bedarf keinerlei Logik und ist zugleich auch eine Art Schutzmechanismus bei Entscheidungen, die in Eile getroffen werden müssen.
Die Neurowissenschaft kommt hier natürlich auch mit einem Erklärungsmodell daher und behauptet, festgestellt zu haben, dass im präfrontalen Kortex rationale Entscheidungsprozesse und im limbischen System unsere emotionale Einflüsse auf Entscheidungen ablaufen. Somit spiele das Gehirn die Hauptrolle bei der Intuition, die gezielt trainiert und stärkt werden kann.
Aber wer will das und wenn, zu welchem Zweck? Gut, man muss wohl zugestehen, dass für eine Entscheidung die Intuition mit dem Verstand Hand in Hand gehen, da das eine mit dem anderen korrespondiert und zwar in allen Bereichen des Bewusstseins. Andererseits gibt es da noch Stimmen wie die von Peter Franceschini: „Ich habe gelernt, auf die Stimme des Herzens zu hören, denn das Herz weiß, wann der beste Augenblick gekommen ist zu handeln- oder eben nicht zu handeln.“
Oder die von Roland Leonhardt, der einmal Folgendes von sich gab:“Wenn es ruhig ist, können wir in uns hineinhören. Was wir da hören ist unsere ureigene Quelle, ist unser absolutes Ich, das zu uns spricht und das wir hören sollten!“ Hierbei ist die Stille, die innere Ruhe, ausschlaggebend.
Ich hatte mir einmal vor Jahren Gedanken darüber gemacht, um der Wahrheit der Intuition etwas näher zu kommen mit der kleinen Erkenntnis, dass der Verstand eben auch seine Berechtigung im Findungsprozess inne hat. Ich notierte mir damals: „Intuition beruht auf einer ganzheitlichen Verarbeitung und Bewertung von vorliegenden Daten, Wahrnehmungen, Eindrücken und Erkenntnissen. Somit beruht die wahre Intuition auf Fakten, sprich Ratio. Damit folgt:
Schritt 1: Analysiere so rational wie möglich alle Fakten. / Schritt 2: Lass es sich setzen. / Schritt 3: Entscheide dich aus dem Bauch heraus.“
Ich hatte damit gleichzeitig auch eine einfache Möglichkeit gefunden, wie man wesentliche Entscheidungen treffen kann: Man hat immer drei Optionen: 1.Ja, 2.Nein und 3. Ich bin noch nicht soweit, eine Ent-Scheidung zu treffen. Hört sich wohl zuerst etwas banal an, wird dann aber verständlicher, wenn man sich die 3.Option etwas näher anschaut. Diese Perspektive muss klar ausgesprochen werden, um sich im klaren darüber zu sein, dass der Entscheidungsprozess noch nicht abgeschlossen ist. Dann sollte Schritt 1 erfolgen, danach alles setzen, um zuguterletzt dann den Bauch entscheiden zu lassen.
Ich hatte mir aber noch eine weitere Methode notiert, die ebenfalls aus drei Schritten bestand: 1) Ausgangszustand (Ur-Intuition) bewußt zur Kenntnis nehmen und versuchen zu verstehen. 2) Analyse: Auflistung aller Daten und Infos, die einem dazu einfallen. 3) Wahre Intuition geschehen lassen, in Ruhe und Gelassenheit.
Die Toaisten machen es sich da etwas einfacher: „Vertraue dem Leben. Es führt dich immer an die Stelle, an die du passt.“ Da ist kein Raum für Verstand oder Intuition, wobei ich unterstelle, dass der Mensch, der sich vom Leben führen lässt, auf einer völlig anderen geistigen Ebene zuhause ist, als der gemeine Muggel. Und so ergeben wir uns im Wachzustand dem, was Friedrich Dürrenmatt einmal etwas zynisch verlautbarte: „Unter Intuition versteht man die Fähigkeit gewisser Leute, eine Lage in Sekundenschnelle falsch zu beurteilen.“