JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse


Ich habe bisher unzählige Male über die Liebe gesprochen, vertrete hier einen einfachen Standpunkt, mit dem ich mich seit Jahren angefreundet habe: „Liebe ist ein Zustand, der sich einstellt in einem Menschen, wenn dieser einen bestimmten Bewusstseins-Zustand erreicht hat, der ihn erst dazu befähigt.“
Ach, und nicht zu vergessen: Dieser Zustand ist ganzheitlich, beinhaltet nicht nur Herz, Intellekt und Intuition, sondern auch alle fein- und grobstofflichen Ebenen in uns, die miteinander verwogen sind. Und damit ist die Leichtigkeit der Begriffsbestimmung nur noch flüchtig.
Um mir darüber klar zu werden, was Liebe denn jetzt wirklich bedeutet, setze ich mich immer wieder damit auseinander und versuche, mich darin zu spiegeln. Hier ein paar Ansätze in Anlehnung meines Freundes Krishi:
- „Alle Emotionen haben mit dem Denken zu tun. Liebe kennt keinen Schmerz, kein Leid, weil sie nicht das Resultat von Vergnügen oder Verlangen ist.“ Hier hört man die klare Abgrenzung zu unserer Gefühlswelt, mitunter der Verliebtheit, die mit Liebe nichts zu tun hat. Die Untermauerung: „Liebe ist keine Vorstellung, keine Emotion, keine Erinnerung. Liebe ist.“
- „Liebe kann nur existieren, wenn das Selbst abwesend ist. Liebe kann nicht in Worte gefasst werden. In der Liebe findet eine vollkommene Vereinigung statt, keine Anpassung. Ohne Liebe ist unser Leben bedeutungslos.“ Das mögen wir eigentlich so nicht vernehmen, da wir uns gerne in Worte kleiden und uns ausrichten am anderen.
- „Liebe kennt weder Verschmelzung, noch das Gegenteil davon, sie ist weder persönlich noch unpersönlich, sie ist ein Seinszustand, in den der menschliche Geist niemals gelangen kann. Nur wenn der Geist ganz still wird, kann er erkennen, was Liebe ist. Man kann aber den Zustand der Stille nicht kultivieren.“ Was es bedeutet, zu lieben, ohne den Geist dazwischen-plappern zu lassen, in die Stille zu kommen, muss sich jeder für sich selbst ausmalen.
Unter diesen Gesichtspunkten ist für die meisten Menschen der Zustand der Liebe wohl unerreichbar. Sie sind zu sehr verwurzelt in ihrem Sein der täglichen Erfordernisse, zu stark dem Intellekt zugewandt, verwechseln Liebe mit Verliebtsein, wollen den anderen an sich binden- der Sicherheit wegen oder sind einfach nicht fähig, sich der Liebe hinzugeben.
Wer noch nicht so weit ist, sich aber öffnet und sich eine Chance geben möchte, dem bietet sich die Möglichkeit. Da Liebe keine Unterteilung gelten lässt, liebt man oder man liebt nicht. Ein Mangel an Liebe sollte kein langwieriger Prozess werden, an dessen Ende die Liebe steht. Das einzig Wesentliche ist, seinen jetzigen Zustand zu akzeptieren und damit den Samen der Liebe aufs Feld zu bringen, der die Möglichkeit einer grundlegenden Veränderung in sich birgt.
Frag mich aber jetzt bitte nicht, wo ich gerade stehe. Ich habe manchmal den Eindruck, dass mich meine Emotionen beherrschen, mich aus der Mitte reißen wollen, da ich ihnen das zugestehe. Da lebt wohl ein Quäntchen Angst in mir vor diesem Gleichmut, der sich einstellen könnte. Viel „lieber“ lasse ich mich treiben- mit allen Konsequenzen.