JOeys Tafelrunde
Eigen- und Fremderkenntnisse

Es erinnerte mich erschreckenderweise an diesen alten Sience-Fiction-Schinken „Sie leben!“ von John Carpenter aus dem Jahr 1988. Dort ging es eigentlich um Außerirdische, die sich völlig unauffällig als Menschen tarnten, um ihr Unwesen zu treiben. Und sie bedienten sich auch versteckter Botschaften, um die Menschheit zu beeinflussen. Auf Reklameschildern, Plakaten, in Film und Fernsehen, überall, wohin man auch blickte, schlummerten diese unterschwelligen Befehle und Anweisungen hinter der jeweiligen Fassade und drangen in das Nichtbewusstsein ein. Ziel der Außerirdischen war die Umerziehung der Erdbevölkerung zu willenlosen Zombies, die sich nur noch den vorgegebenen Banalitäten des Alltages hingeben sollten.
Wie kam ich darauf? Hier die Auflösung:
Da verharrte ich vor Kurzem doch ganz zufällig beim Surfen im Netz bei einer Sendung, die verlautbarte, uns in das Geheimnis eines bekannten Magiers einweihen zu wollen. Dies triggerte mich, beschäftige ich mich doch schon Zeit meines Lebens mit Parapsychologie und „übernatürlichen“ Phänomenen.
Sowohl live vor großem Publikum, als auch über Fernseher und andere Online-Medien zugeschaltet, wurden alle Interessierten vom Magier aufgefordert, ein Stück weißes Papier zur Hand zu nehmen und dort mit einem Schreibstift etwas draufzumalen, was einem gerade so einfällt- kurz und knackig. Natürlich jeder für sich und etwas abgeschirmt, sodass das direkte Umfeld nicht sieht, was er skizziert hatte. Danach sollten sie ihr Werk sofort umdrehen und beiseitelegen.
Was dann folgte, war höchst erstaunlich für alle Beteiligten. Der Magier schritt majestätisch zu einer Kreide-Stehtafel und enthüllte stilvoll eine zuvor gemalte Skizze, auf der eine lachende Sonne zu sehen war. Ein kreisrundes Gesicht, zwei angedeutete Augen und ein breitgrinsender Mund, dazu noch ein paar Striche, welche die Sonnenstrahlen andeuten.
Danach herrschte seltsame Stille im Saal, nichts rührte sich, kein Knistern war zu hören, Atemstocken.
Dann forderte der Magier die Leute dazu auf, ihre Skizzen zur Hand zu nehmen und diese in seine Richtung zu zeigen, Off- und Online. Was nun zu sehen war, verblüffte zutiefst, offene Münder, Staunen. Egal, wohin die Kameras auch schwenkten, überall blickten einen lachende Sonnen entgegen. Und sie sahen der gemalten Sonne des Magiers verblüffend ähnlich.
Die erste Frage, die man sich sogleich stellte, war: Wie ist so etwas möglich, wie kann das sein? Da sind bestimmt heimliche Kräfte am Werk, denen sich der Magier bediente. Die Idee, der Täuschung eines Zauberkünstlers erlegen zu sein, wurde wohl von fast allen verworfen. Zu klar war das entstandene Bild, zu eindeutig das Ergebnis.
Die Auflösung erfolgte im Nachhinein, als der Magier dieses vermeintliche Phänomen erklärte. Er ließ das zu Anfang seiner Show gezeigte Video nochmals laufen, bei dem seine Person kurz vorgestellt wird. Es ging nur 30 Sekunden und zeigt ihn durch eine Stadt schlendern, untermalt mit autobiografischen Infos. Danach fragte er sein Publikum, ob sie etwas im Video bemerkt hätten, was verneint wurde. Er zeigte das Video zum dritten Male, welches immer dann kurz eingefroren wurde, wenn ein bestimmtes Symbol zu sehen war, das Symbol der lachenden Sonne. Dieses war an allen möglichen Stellen unauffällig platziert.
Nach der Auflösung des Zauberkunststückes applaudierte das Publikum frenetisch und war hocherfreut, einmal hinter die Kulissen eines Magiers geblickt haben zu dürfen.
Ich, für meinen Teil, leicht geschockt über die aufkeimende Erkenntnis, welche Bedeutung dieser „Zaubertrick“ im wahren Leben hat, dachte an „Sie leben!“ und hoffe, eine Lehre aus dieser Begegnung ziehen zu können. Oder haben sie mich etwa schon am Wickel, in ihren Bann gezogen. Vielleicht gehöre ich sogar einer fremden Rasse an, die dabei ist, die Menschheit zu unterjochen. Seis drum, dann gehöre ich wenigstens zu den Gewinnern.