Heute Nacht war wieder einmal so eine Nacht der Buntheit. Spät zu Bett und früh auf, sitze ich gerade am Laptop und schreibe, was mir widerfahren ist. Irgendwie hatte ich einen Gedankenblitz, der mir kurz, aber deutlich aufzeigte, was gerade in meinem Leben passiert (Ja, passiert ist genau der passende Ausdruck!), was ich geschehen lasse. Und ebenfalls wurde mir klar, wie mein Umfeld tatsächlich aufgestellt ist, meine Bekannten und Freunde, und du natürlich, der/m ich hier auf meinem kleinen Kanal tiefe Einblicke in meine Wenigkeit zeige. Warum schreibe ich hier, was ist denn meine wahre Intention?
Und schon bin ich mittendrin. Es scheint sich abzuzeichnen, dass ich wieder einmal in einem Veränderungsprozess bin, der mich fortspült von meinem bisherigen Leben. Äußerlich wirst du es vielleicht nicht einmal feststellen (Davon abgesehen, kann man nichts fest-stellen, denn dann verlieren die Gesetze der Lebendigkeit ihre Gültigkeit.), wenn du mir einmal begegnest. Aber innerlich bin ich- wieder einmal- offen für das Neue, für das sich mir Begegnende.
Zwischenruf: Wenn du mir bis jetzt gefolgt bist, mit meiner Ausführung, dann schnall dich bitte fest. Das Folgende kommt wohl von mir, betrifft aber uns alle (mein geliebtes All!), auch dich. Und wenn du Angst davor hast oder dich gerade wieder ablenken magst, weil es einfach bequemer ist, als einem Fremden zuzuhören, dann ist das auch OK.
Ich hatte es schon einmal erwähnt und wahrscheinlich dutzende Male direkt oder indirekt angesprochen, wie sich Leben darstellt. Und ich habe auch schon des Öfteren hingewiesen, wie ich mit meinem Leben umzugehen pflege, welchen Wert ich meinem Leben beimesse, wie existenziell „Bewusstsein“ für mich ist.
Und ich hatte vor Kurzen reflektiert, wie man von Gewohntem, vom Bekannten zum Unbekannten vorstoßen kann (drei x kann, nicht muss!). Das „sich Öffnen dem Neuen“, sich einlassen (wortwörtlich) in das Andere, Fremde. Aber darum geht es mir jetzt gerade nicht. Mir geht es um das „sein“, um mein „Sein“ und wenn du es zulässt (wieder einmal ein Widerspruch zur eigentlichen Aussage „zu lassen“), um dein „Sein“. Wir dürfen uns die Frage stellen: Wie bin ich tatsächlich ( die Tat und die Sache ) aufgestellt und ganz entfernt schwingt immer die bedeutungsschwangere Frage mit, ganz zart meist unmerklich: „Was ist der Sinn meines Lebens?“
„Wie war das mit dem Sinn des Lebens?“ Du darfst davon ausgehen, dass diese Frage schon lange von mit beantwortet wurde, für mich und ich dich damit nun wirklich nicht belästigen will. Diese Frage ist die Frage aller Fragen- „guthin“. Wenn du diese für dich und dein Leben auch schon beantwortet hast, gestern oder heute, dann wirst du bestätigen können, dass diese in Stein gemeißelt ist, keine Variablen zulässt und dich irgendwie trägt, jedenfalls in den Stunden der Ruhe und Entspanntheit.
Und schon bin ich beim eigentlichen Thema „Ablenkung“, das ich beleuchten möchte. Und wenn ich mich darüber auslasse, bedenke, dass ich immer von Selbst- und Fremderfahrung spreche, Dinge, die mir ständig auffallen, auch an mir! Wie gestalte ich mein Leben, wie hast du es eingerichtet. Lebst du in einem Umfeld der ständigen Unruhe, der Termingestaltung- und -umgestaltung? Hast du dich zum Mittelpunkt deiner Bekannten und Freunde auserkoren, die das natürlich nutzen und dich mit ständiger Action versorgen, damit belohnen. Bedenke dabei, dass du dort schnell wieder verstoßen wirst, wenn du nicht „funktionierst“.
Hat dich dein Umgang mit Alltäglichem, wie Kleidung, Nahrung oder Hobbies nicht auch das eine oder andere Male gefangen genommen, mehr Raum eingenommen, als dir guttut. Und was ist mit dem zwanghaften Vergnügen, der Familie und Verwandten ein Forum zuzugestehen, das ihnen nicht zusteht. Was ist mit all den Haustieren, die Zeit erfordern, die getätschelt werden wollen, die einen „auf Trab halten“. Was ist mit deinem Lebenspartner, der ständig fordert, auch wenn dein Energiepegel sich dem Ende neigt.
Das reicht jetzt, hör ich meine innere Stimme sagen… und recht hat sie. Die Aneinander-Reihung von Vorwürfen, ob gerecht- oder ungerechtfertigt, bringt nichts. Sie hilft dir auch nicht weiter, wenn du sie dir um die Ohren schlägst. Ich habe als mahnendes Beispiel vor langer Vorzeit einmal eine Freundin kennengelernt, die mir schon recht schnell nahebrachte, dass ich Glück gehabt hätte, dass sie mir überhaupt ein kleines Zeitfenster der Begegnung zuweisen könne. Sie erklärte mir ihren Terminkalender, dessen Aktivitäten aller sieben Tage fast schon von früh bis abends ausfüllten. Für Intimitäten bliebe da noch die Zeit kurz vor dem Aufstehen, so zwischen 5 und 6 Uhr. Da ich nun wirklich kein Frühaufsteher bin, war unser Freundschaft nur von kurzer Dauer.
Anhand dieser Veranschaulichung wollte ich aufzeigen, was passiert, wenn man sich ständig füllt, wenn man keinen Raum vorsieht, in sich zu gehen, Angst vor Langeweile hat, Angst vor dem Alleinsein. Wenn man sich zuschüttet mit Aktivitäten, von einer Party zur nächsten eilt, keine Ruhe zulässt. Ist das leben?
Du musst dich entscheiden, wie du dein Leben gestalten willst, ich entscheide mich, wie ich mein Leben gestalten will. Das klappt bei mir nicht immer, ganz bestimmt nicht, da ist noch „viel Luft nach oben“. Ich sehe mich hetzen, Dinge tun, die ich nicht brauche, Menschen Zeit schenken, die mir nicht guttun und mich ablenken, wenn ich eigentlich zur Ruhe kommen möchte. Ja, die innere Ruhe, das „in sich ruhen“, das habe ich manchmal und dann bin ich ganz bei mir. Diese kostbaren Momente genieße ich. Dort geschehen Dinge, die mir aufzeigen, wo ich gerade stehe. Ich erkenne dann auch die Ungereimtheiten und mich, tauche ein in die Tiefen und glaube zu spüren, was wirklich da draußen und in mir passiert.
Und falls du dich hier irgendwo wiederfindest, wenn auch nur temporär, dann gibt es viele Möglichkeiten des plötzlichen Innehaltens. Eine davon ist das bewusste Atmen. Ich erspüre den Raum zwischen dem Ein- und Ausatmen. Wenn ich diesem Raum Aufmerksamkeit schenke, meine Energie dorthin lenke, dann bin ich plötzlich bei mir. Und wenn ich mir richtig Zeit schenke und offen bin für das, was dann kommen mag, dann eröffnen sich manchmal neue Wege, neue Erkenntnisse, und dann spüre ich, dass ich richtig bin in meinem Sein- auch in meiner Ablenkung.